Auszug
Im Folgenden möchte ich mir Klarheit über den Sozialtypus1 des Intellektuellen verschaffen, um seine Funktion im kulturellen Raum der Gesellschaft zu analysieren. Dabei gehe ich von einer Prämisse aus, die durch die jüngere Intellektuellenforschung nahe gelegt wird, nämlich: dass es den Intellektuellen im Singular gar nicht gibt. Um diese nicht eben überraschende These zu plausibilisieren, dass die Sozialfigur des Intellektuellen einem zeitgeschichtlich bedingten Wandel unterworfen ist, möchte ich nicht den Weg der Intellektuellen-Historiographie gehen (wie etwa Winock 2003) oder den einer historischen Begriffssemantik (wie etwa Bering 1978). Vielmehr beschränke ich mich auf einen exemplarischen Vergleich der Selbst- und Fremdbeschreibungen zweier für ihre Zeit repräsentativer Intellektueller: Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas. Die Analyse der Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden Gesellschaftstheoretiker, die durch ihre jeweilige intellektuelle Praxis der geistigen Situation ihrer Zeit den Stempel aufgedrückt haben, diese Gegenüberstellung zweier intellektueller Ausdrucksweisen erlaubt es, einige zeitgeschichtlich bedingte Faktoren für den Wandel der Sozialfigur des Intellektuellen in den Blick zu nehmen. So lässt sich auf dem Weg der Fallanalyse im einzelnen zeigen, dass tatsächlich, worauf Pierre Bourdieu (1992: 185ff.) auherksam gemacht hat, der Intellektuelle seit Zolas J’accuse stets der Neuerfindung bedurfte (vgl, dam auch Hillmann 1997: 97ff.).
Dieser Essay ist in englischer Sprache erschienen unter dem Titel: „Theodor W. Adorno and Jürgen Habermas — Two Ways of Being a Public Intellectual. Sociological Observations Concerning the Transformation of a Social Figure of Modernity“. In: European Journal of Social Theory 8 (3): 269–280
Unter Typus wird eine soziologische Fallabstraktion aufgrund von durchreflektierten und theoretisch bestimmten Kategorien verstanden.
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Literatur
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Müller-Doohm, S. (2006). Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas — zwei Spielarten des öffentlichen Intellektuellen. In: Gebhardt, W., Hitzler, R. (eds) Nomaden, Flaneure, Vagabunden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90377-4_2
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