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Einleitung: Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit — eine kritische Bestandsaufnahme aus feministischer1 Perspektive

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Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit

Auszug

Die Rede von sozialer Gerechtigkeit ist allgegenwärtig — sowohl in politischer als auch in politikwissenschaftlicher Hinsicht; das Terrain einer Neubestimmung des Begriffes ist umkämpft. Schon ein oberflächlicher Blick auf die anhaltende sozialphilosophische Debatte und die gegenwärtigen Legitimationsstrategien zum Politikwandel zeigt: Die theoretische und politische Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit erfolgt vor allem ex negativo. In Zeiten tief greifender globaler ökonomischer, gesellschaftlicher und politischer Veränderungsprozesse kann soziale Gerechtigkeit nicht mehr das heißen, was es — glaubt man der theoretischen Abgrenzungs- und der politischen Neuverortungsbemühungen — lange Zeit hieß: An die Stelle wohlfahrtsstaatlicher Rundumversorgung und gesellschaftlicher Solidarität müssten nun vor allem mehr Eigenverantwortung und die Aktivierung der BürgerInnen treten. Die bislang vorherrschende Form sozialer Gerechtigkeit, wie sie im fordistischen Wohlfahrtsstaatsmodell zum Ausdruck kam, wird damit als soziale Gerechtigkeit der Umverteilung gedeutet, an deren Stelle nun eine Neubestimmung sozialer Gerechtigkeit treten soll, in der es vor allem um die Selbstverantwortung des Individuums gegenüber der Gesellschaft und allenfalls noch um minimale Umverteilungspolitiken geht (vgl. auch Forst 2005). Nicht selten wird, wie man beispielsweise an den jüngsten Debatten zur Einführung des Elterngeldes als Anreiz für die Erwerbstätigkeit von Müttern und die Erziehungsarbeit von Vätern ablesen konnte, die politische Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit auch als Chance für eine geschlechtergerechte Modernisierung des Wohlfahrtsstaates gesehen.

Der Begriff feministisch wird von uns in einem umfassenden Sinne verstanden und bringt damit sowohl die geschlechterkritische Analyseperspektive als auch die emanzipatorische Ziel-setzung einer politischen Transformation bestehender Geschlechterverhältnisse zum Ausdruck.

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Ursula Degener Beate Rosenzweig

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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Degener, U., Rosenzweig, B. (2006). Einleitung: Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit — eine kritische Bestandsaufnahme aus feministischer1 Perspektive. In: Degener, U., Rosenzweig, B. (eds) Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90382-8_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90382-8_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15055-0

  • Online ISBN: 978-3-531-90382-8

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