Auszug
Es entspricht einer langen Tradition bildungstheoretischen Denkens, die Orientierung des Menschen in den Mittelpunkt geistes- und sozialwissenschaftlicher Überlegungen zu stellen. Wie der Mensch zu sich und zur Umwelt ein reflektiertes Verhältnis aufbaut, interessiert viele wissenschaftlichen Disziplinen, natürlich auch die Erziehungswissenschaft. Der Bildungsbegriff schließt, das können wir hier abkürzend sagen, im klassischen wie im modernen Sinne den der Orientierung ein. Informationen zu erhalten, ist eben nicht identisch mit Bildung, sondern es bedarf einer inneren Integration dieser Informationen in die Selbst- und Welthaltung der Menschen. Insofern wird häufig Lernen, Information und Wissen auf der einen Seite der Fähigkeit des Menschen, eine orientierende Haltung aufzubauen, entgegengesetzt. Beispielhaft hat dies Jürgen Mittelstraß in seinen Schriften immer wieder getan. So sagt er beispielsweise in seinem Aufsatz „Bildung und ethische Maße“: „Je reicher wir an Information und Wissen sind, desto ärmer scheinen wir an Orientierungskompetenz zu werden. Für diese Kompetenz stand einmal der Begriff der Bildung.“ (Mittelstraß 2002, 154)
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Marotzki, W. (2007). Erinnerungskulturen im Internet. In: Grenzenlose Cyberwelt?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90519-8_5
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