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Feministische Kriminologie

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Kriminologie im 21. Jahrhundert
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Auszug

Der niedrige und nur bei ganz jungen Frauen etwas steigende Anteil1 an der registrierten Kriminalität lässt sich mit keiner der gängigen Kriminalitätstheorien erklären. In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass auch ein etikettierungstheoretischer Ansatz dieses Phänomen nicht erklären kann und schon gar nicht die These einer doppelten Unterdrückung von Frauen; denn diese würde implizieren, dass zugeschriebene Kriminalität ein positives Gut ist, das soziale Aktivitäten indiziert, welche auch für positive Karrieren wichtig sind (etwa eine risikofreudige und auf Durchsetzung ausgerichtete Mentalität). Demgegenüber wird hier von der Annahme ausgegangen, dass zugeschriebene Kriminalität ein negatives Gut ist, das eher Abstiegsprozesse einleitet als Aufstiegsprozesse begleitet. Anhaltende Kriminalisierungsprozesse sind danach eher typisch männliche Abstiegsprozesse. Formelle Etikettierung kann sie auslösen, begleiten und/oder besiegeln. Wenn aber auch geschlechtsspezifisch unterschiedliche Etikettierung die registrierten Unterschiede nicht erklären kann, dann muss nicht nur eine feministische Kriminologie, sondern die Disziplin als solche ihr Theorieangebot nachbessern und die relevanten Verhaltensunterschiede differenziert erklären. Dass dies zurzeit niemand leisten kann, ist evident. Diese Defizite werden auch hier nicht nachgeholt werden können, was damit zusammen hängt, dass die Autorin eine juristisch ausgebildete Kriminologin ist und als solche soziologische, psychologische und empirisch angelegte kriminologische Texte zwar rezipieren, aber nicht generieren kann, da ihr dies insbesondere auch in einem interdisziplinär angelegten Fach wie die Kriminologie als Dilettantismus erschiene.

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Literatur

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  19. Studien wie etwa die Beiträge in: Kury / Obergfell (Hrsg.), Gewalt in der Familie, 2005. Cornelia Helfferich zeigen dort, dass eine typisierende Betrachtung der Konstellationen, in denen Gewalt ausgeübt wird, ein zwei-oder dreispuriges Vorgehen nahe legen könnte, die verantwortlichen Justistinnen/Soziologinnen in den jeweiligen Landesministerien zeigen mit ihren Beiträgen ferner, dass mittlerweile Lernprozesse in Gang gekommen sind, welche sich von traditionellen Geschlechterideologien lösen und professionell nach einer adäquaten Prävention suchen.

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  20. Monika Frommel, Frauen, 2004, in: Handbuch der Kriminalprävention, Loseblatt-Sammlung, hrsg. von Robert Northoff, Nomos Verlag, Baden-Baden, 1. Auflage 1997, 6. Lieferung 2005.

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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Frommel, M. (2007). Feministische Kriminologie. In: Liebl, K. (eds) Kriminologie im 21. Jahrhundert. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90538-9_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90538-9_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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