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Auszug

Die vorliegende Arbeit entwickelt in Auseinandersetzung mit der Wissenssoziologie sowie mit verschiedenen diskurstheoretischen Perspektiven — insbesondere mit der Foucaultschen Diskurstheorie — die theoretische Grundlegung und das Konzept einer eigenständigen wissenssoziologischen Diskursanalyse. Sie verknüpft mit Hermeneutischer Wissenssoziologie und Diskursforschung zwei Traditionen der sozialwissenschaftlichen Analyse von Wissen, die bislang nur sporadisch miteinander in Kontakt getreten sind und entwickelt daraus einen systematischen Vorschlag zur Analyse der diskursiven Konstruktion symbolischer Ordnungen. Eine in der Hermeneutischen Wissenssoziologie eingebettete und auf die Untersuchung ‚institutioneller Diskurse’ bezogene Diskursanalyse kann verschiedene Defizite und Probleme der vorliegenden diskursorientierten Programmatiken beheben:

  • Sie verfügt, bezogen auf die existierenden Ansätze der Diskurstheorie, über ein theoretisches Gerüst, das Prozesse der gesellschaftlichen Objektivierung von symbolischen Ordnungen ebenso erfasst wie die Rückwirkung dieser Ordnung auf soziale Akteure und deren subjektive Sinnkonstitution.

  • Sie vermeidet die in Diskurstheorien implizierte Ontologisierung bzw. Verdinglichung der Diskurse durch die Einführung eines Akteurskonzepts, mit dem soziale Akteure sowohl als diskursiv konstituierte wie als regelinterpretierend Handelnde, als aktive Produzenten und Rezipienten von Diskursen verstanden werden.

  • Sie begreift Institutionen im Sinne des interpretativen Paradigmas der Soziologie als umstrittene, vorübergehend kristallisierte symbolische Strukturen der Ordnung von Welt, die das individuelle Handeln zugleich ermöglichen und beschränken.

  • Sie historisiert die soziologische Analyse von Wissen und Praktiken und vermittelt zwischen handlungs- und struktur- bzw. institutionentheoretischen Ansätzen der Sozialwissenschaften.

  • Sie bezieht die wissenssoziologische Perspektive auf das von ihr bisher vernachlässigte Feld historisch orientierter Gesellschaftsanalysen und erweitert dadurch den Gegenstandsbereich der Hermeneutischen Wissenssoziologie selbst.

  • Sie begreift Diskursanalyse als unumgängliche Interpretationsarbeit. Deren methodische Kontrolle kann und muss über hermeneutisch reflektierte Vorgehensweisen erfolgen, sofern Diskursforschung als ein empirisches Unternehmen der Sozialwissenschaften konzipiert wird. Im Unterschied zu den weitgehend intransparenten Analyseschritten vorhandener Diskurstheorien schließt sie dazu an die Methodologie und das Methodenspektrum der qualitativ-interpretativen Sozialforschung an

  • Sie versteht sich als Form der grounded theory, d.h. als ein zur Selbstkorrektur fähiger Prozess der Theoriebildung auf empirischer Grundlage, und nicht, wie verschiedene diskurstheoretische Programme, als deduktive Anwendung oder Nachweis des selbstbezüglichen Funktionierens einer abstrakten Diskursordnung.

  • Erst dadurch erreicht die Analyse von Diskursen die Tiefenschärfe, die notwendig ist, um das komplexe Wechselspiel zwischen Wirklichkeitskonstruktion, Wirklichkeitsobjektivierung sowie den Interessen und Strategien sozialer Akteure als kontingenten sozialen Ordnungsprozess zu verstehen.

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2008). Einführung. In: Wissenssoziologische Diskursanalyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90788-8_1

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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