Auszug
In der Absicht, die Notwendigkeit interkulturellen Geschichtslernens in der Migrationsgesellschaft zu begründen, wird im Folgenden der Versuch unternommen, einige theoretische Schneisen durch das Dickicht der aktuellen gesellschaftspolitischen und pädagogischen Diskurse zum Themenkomplex „Migration, Erinnerung und historisch-politische Bildung“ zu schlagen. Zunächst gehe ich der Frage nach den veränderten Bedingungen historischer Identitätsbildung in Einwanderungsgesellschaften nach. In diesem Zusammenhang werden einige Aspekte des Verhältnisses von Migration und Geschichte aus erkenntnistheoretischer Perspektive skizziert. Sodann wird das Phänomen der Globalisierung von Erinnerung im Spannungsfeld von Nationalisierung und Pluralisierung kollektiver Gedächtnisbildung diskutiert. Das Beispiel der Universalisierung der Holocaust-Erinnerung dient der Veranschaulichung dieses Phänomens. Schließlich diskutiere ich die Bedeutung und das didaktische Potential von (Migrations)-Geschichte(n) für die Gestaltung interkulturellen Geschichtslernens in der deutschen Einwanderungsgesellschaft am konkreten Beispiel von zwei Bildungsprogrammen: (1) „Mehrheit Macht Geschichte — Materialien zum interkulturellen Geschichtslernen“ und (2) „Migrationsgeschichten als Gegenstand interkulturellen (Geschichts)Lernens.“
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Georgi, V.B. (2008). In-Geschichte(n)-verstrickt: Biographische Geschichten als Gegenstand interkulturellen Lernens in der Migrationsgesellschaft. In: Lange, D. (eds) Migration und Bürgerbewusstsein. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90881-6_12
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