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Auszug

Die latente oder manifeste naturalistische Fixierung der Nachhaltigkeitsdebatte ist weiter oben zum Ausgangspunkt gemacht worden, um einen originär soziologischen Zugang zu begründen, der gerade eben nicht die soziale Dimension der Umweltproblematik ausklammert oder diese auf ethische Fragestellungen oder Akzeptanz- und Kommunikationsprobleme verengt (vgl. Kap. II). Mit dem Inwertsetzungstheorem ist sodann der Versuch unternommen worden, soziale Konstitutionsprozesse von Umwelt(nutzungen) als handlungsförmigen Prozess theoretisch-konzeptionell in den Blick nehmen zu können. Wie herausgearbeitet werden konnte, sind die Nutzungschancen der Umwelt nicht durch ihren objektiven Zustand in einem engeren Sinne determiniert, sondern sie können nur in Relation zu weiteren gesellschaftlichen Faktoren abgeschätzt werden. So kann der Zugriff auf spezifische Umweltpotentiale immer nur dann gelingen, wenn einerseits soziale Akteure über hinreichende ökonomische, technologische, politische und symbolisch-kulturelle Praktiken zu ihrer Inwertsetzung verfügen und andererseits diese Praktiken durch institutionelle Einbettungen oder Regulierungen beg#x00FC;nstigt, durch Organisationen und Verfahrensprozesse in Wirtschaft, Politik, Recht und Wissenschaft verstetigt und zu systemischen Kapazitäten ausgebaut werden (vgl. Kap. V). Aus der ungleichen Verfügbarkeit dieser Praktiken bzw. Systemkapazitäten kann wiederum die nationale Verteilungsstruktur von Umweltnutzungen abgeleitet und mit der Verteilungsstruktur anderer Staaten oder Gesellschaften verglichen werden. Zwar sind in der internationalen Nachhaltigkeitsdebatte wiederholt ethische Probleme und Gerechtigkeitsfragen aufgeworfen worden, die sich aus sozial ungleichen Nutzungschancen von Umweltressourcen im intergenerativen Vergleich ergeben. Mit Blick auf das globale Nord-Süd-Entwicklungsgefälle nehmen seit geraumer Zeit auch Analysen einen breiteren Raum ein, die sich mit intragenerativen Verteilungsrelationen befassen und diese auf die Umweltproblematik beziehen. Unter Rückgriff auf die internationale Global Change- Forschungsliteratur (vgl. exemplarisch IPCC 2001b) hat der WBGU (2005) die besondere Verwundbarkeit (Vulnerabilität) extrem armer Bevölkerungs-gruppenetwa in Afrika südlich der Sahara und in Südasien — gegenüber schleichenden und rapiden Umweltveränderungen in den Mittelpunkt gerückt. So konnte aufgezeigt werden, dass soziale Vulnerabilität immer dann vorliegt, wenn ökonomische, technologische oder andere Handlungskapazitäten armutsbedingt nicht oder nur unzureichend verfügbar sind, um z. B. Auswirkungen des Klimawandels (Ernteausfälle, Wetteranomalien), Süßwassermangel und -Verschmutzung oder Bodendegrationen (Erosion und Versalzung landwirtschaftlicher 0Nutzflächen) besser bewältigen und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Auf dieser Grundlage können dann genauere Aussagen über global ungleich verteilte Anfälligkeiten gegenüber Umweltkrisen (Sensitivität) und Strategien der Gefahrenabwehr bzw.

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2008). Umwelt und Verteilung. In: Die soziale Konstitution der Umwelt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91028-4_6

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15830-3

  • Online ISBN: 978-3-531-91028-4

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