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Die Krise ist an allem schuld

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Presse in der Krise
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Zusammenfassung

Während die Finanzexperten noch orakeln, ob uns infolge der Krise eine Deflation oder eine Inflation ins Haus steht, steht eine Inflation schon fest: die des Wortes „Krise“ selbst. Denn kaum war die (!) Krise erkannt, da kriselte es auch schon überall und dem kleinen Wörtchen wuchsen weite Flügel: Im Juli 2009 gab die Internet-Suchmaschine google über 14 Millionen Einträge dazu an, nicht mitgerechnet sind die Verbindungen mit einem weiteren Hauptwort, so dass wir inzwischen unter einer Absatzkrise, Autokrise, Branchenkrise, Exportkrise, Finanzkrise, Konjunkturkrise, Maschinenbaukrise, Mittelstandskrise, Immobilienkrise, Arbeitsmarktkrise, Konjunkturkrise, Kaufhauskrise und Warenhauskrise gleichermaßen leiden. Je prominenter dabei der allgemeine Ausdruck Krise wurde, desto mehr verlor er an Wert, Bedeutung und Klarheit – oder wie Wolf Schneider sagen würde – „an Saft und Kraft“: Das sprachliche Schwergewicht, das noch im Herbst 2008 selbst unter Topbankern und Ministern Angst und Schrecken verbreitet hatte, schrumpfte im ersten Halbjahr 2009 auf Fliegengewichtsgröße zu einer x-beliebigen Floskel zusammen, die niemanden mehr erschreckte. Mittlerweile ist das Wort sogar eher ungeeignet, das Besondere einer Sache oder eines Sachverhalts zu beschreiben. Oder wie Ludwig Reiner in seiner Stillehre so schön formulierte: „Wer flüchtig beobachtet und sich schlampig ausdrückt, der wählt immer den allgemeinen Ausdruck. Der allgemeine Ausdruck ist bequem: Er paßt zur Not immer. Sein Umfang ist weit, aber gerade deshalb enthält er nichts von den Besonderheiten der einzelnen Sache.

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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH

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Kirchhoff, S., Krämer, W. (2010). Die Krise ist an allem schuld. In: Presse in der Krise. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92217-1_2

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-17193-7

  • Online ISBN: 978-3-531-92217-1

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