Schluß. Das Ergebnis und die Kritik der Chartulare

Zusammenfassung

Vergegenwärtigt man sich, in welchem Ruf das Chronicon S. Sophiae bisher gestanden hat, so muß das so ganz entgegengesetzte Ergebnis der vorliegenden Untersuchung auf den ersten Blick überraschen. Und doch ist es im Grunde nicht weiter verwunderlich, wenn man die vielen, von Voigt und Poupardin gegen das Chartular erhobenen Einwände — die abfälligen Urteile der übrigen, durch Ughellis Texte irrergeführten Forscher kommen hier nicht in Frage — näher betrachtet und dabei erkennt, daß ihnen allen ein Fehler gemeinsam ist: anstatt auf einer Prüfung des gesamten Urkundenmaterials zu beruhen, gingen sie aus dem Bestreben hervor, die in verschiedenen Urkunden scheinbar oder tatsächlich begegnenden Abweichungen vom Kanzleigebrauch zu erklären, und so kam es, daß die vermeintliche Unzuverlässigkeit des Chronicon S. Sophiae nicht nachgewiesen, sondern nur vermutet wurde. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß ein derartiges Verfahren gegen einen der wichtigsten Grundsätze aller Kritik verstößt, nach welchem man der Beurteilung einer Quelle unbedingt eine eingehende Untersuchung derselben vorhergehen lassen muß. Wie für die erzählenden Quellen gilt dies mit Selbstverständlichkeit auch für Urkunden und ganz besonders, wenn es sich um derartig umfangreiche Sammlungen von solchen handelt wie das Chronicon S. Sophiae.