Skip to main content

Soziologie von Gerichtsverfahren

  • Chapter
Mobilisierung des Rechts

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

  • 158 Accesses

Zusammenfassung

Wenn schon die Thematisierung der Möglichkeit, daß ein Streit vor Gericht getragen werden könnte, das Verhältnis zwischen den Parteien verändert, dann tut dies erst recht das Einleiten eines Verfahrens selbst. Allerdings setzt sich auch nach Einreichen einer Klage das Spiel zwischen Mobilisieren und Vermeiden von hartnäckigem Streit oft noch fort. Oft genügt es, daß der Kläger angezeigt hat, wie ernst er es meint, um zu bewirken, daß der Beklagte einlenkt, und der Fall ohne jede Verhandlung wieder aus den Gerichtsregistern ausgetragen werden kann. Die Klage ist hier eine Fortsetzung außergerichtlicher Drohungen ’im Schatten des Rechts‘. Andere Verfahren, die bei manchen Streitgegenständen bis zur Hälfte aller Fälle ausmachen, enden im weiteren Verlauf der Verhandlung mit einem Vergleich: Entweder außergerichtlich im Schatten des Verfahrens, oder — wie vor deutschen Gerichten üblich — explizit mit Hilfe des Gerichts. Bestimmten Parteien und bei bestimmten Streitgegenständen kommt es nicht auf die rechtliche Entscheidung, sondern auf die Beendigung eines Streits an — und dies ist sicherlich nicht gegen das Interesse von vielen Richtern, die sich durch den Vergleich das Abfassen einer Urteilsbegründung ersparen können. Die Verfahrenssoziologie fragt, welches die Parteienkonstellationen und welches die Streitgegenstände sind, bei denen das bloße Drohen mit einem Prozeß die vornehmliche Funktion des Anrufens des Gerichts ist; und welches diejenigen sind, bei denen vor Gericht der Streit vorzeitig beendet werden kann; und welche Parteien das Gericht anrufen, um bis zur rechtlichen Entscheidung und deren Begründung zu prozessieren.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

eBook
USD 19.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 29.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Note

  1. Beatrice Caesar-Wolf, Dorothee Eidmann & Barbara Willenbacher: Die gerichtliche Ehelösung nach dem neuen Scheidungsrecht. In: Zeitschrift für Rechtssoziologie 4 (1983) 202–246.

    Google Scholar 

  2. Marc Galanter: Why the’ Haves ‘Come out Ahead — Speculations on the Limits of Legal Change. In: Law and Society Review 9 (1974) 95–160.

    Article  Google Scholar 

  3. Rolf Bender & Rolf Schumacher: Erfolgsbarrieren vor Gericht, Tübingen 1980, S. 138.

    Google Scholar 

  4. Elmar Steinbach: Strukturen des amtsgerichtlichen Zivilprozesses, GMD Birlinghoven 1979, S. 96 ff.

    Google Scholar 

  5. Rolf Bender & Rolf Schumacher, aaO., 1980, S. 24, 49.

    Google Scholar 

  6. Erhard Blankenburg & Siegfried Schönholz, aaO., 1979, S. 138–186.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1995 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Blankenburg, E. (1995). Soziologie von Gerichtsverfahren. In: Mobilisierung des Rechts. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57870-0_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-57870-0_5

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-540-55731-9

  • Online ISBN: 978-3-642-57870-0

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics