Zusammenfassung
Spätestens durch die Weltwirtschaftskrise der frühen 30er Jahre war der „Glaube“ an die von den Klassikern der Nationalökonomie prophezeite Harmonie wirtschaftlichen Geschehens — die natürliche Tendenz zum Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung —, das Vertrauen in das klassische wirtschaftspolitische Instrumentarium sowie das abgeleitete Credo eines Laissez-faire zerstört worden.2 In der Öffentlichkeit war aber auch „die“ Planwirtschaft diskreditiert: Die von den Kriegsereignissen beschleunigten katastrophalen Auswirkungen des — im wesentlichen durch Lohn- und Preisstops, Investitions- und Kapitallenkungskontrollen sowie zahlreiche ergänzende Bewirtschaftungsmaßnahmen charakterisierten — „Systems“ der Wirtschaftslenkung eines zusammengebrochenen „1000j“hrigen Reichs“ 3, wie auch die deutlich erkennbaren ökonomischen Schwierigkeiten einer kommunistischen/sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft in der Sowjetunion bzw. der SBZ/DDR4 hatten nicht nur zum Ausdruck gebracht, daß ein grundsätzlicher Wandel in Anspruch und Qualität wirtschaftswissenschaftlicher Politikberatung erforderlich war, sondern auch, daß die Nationalökonomie und die Nationalökonomen hierbei moralische Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen mußten.5 Walter Eucken, der noch kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges u.a. zur Überwindung von Alltagserfahrungen, Meinungen und Ideologien im Interesse der Wissenschaften und der Nationalökonomie aufgerufen hatte, 6 warnte daher 1952 in seinem posthum erschienenen Werk »Grundsätze der Wirtschaftspolitik« erneut: „Wenn aber das wissenschaftliche Denken sich der ordnungspolitischen Aufgabe entzieht, gibt es keine Potenz, die sie bewältigen kann. Was das bedeutet, wissen wir: Auslieferung an anarchische, politische und wirtschaftliche Machtgruppen, an ihre Funktionäre und Ideologien.“7
„So erscheint denn alles, diese Wandlungen der Zwischenzeit, der zweite Weltkrieg und die heutige Situation, als ein Ergebnis der Tatsache, daß es offenbar nicht gelungen war, der sozialen Unruhe Herr zu werden. An dieser Unruhe zerbricht die bisherige Gesellschaftsordnung.“1
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Blesgen, D.J. (2000). Erich Preiser — wissenschaftliche Beratung der deutschen Wirtschaftspolitik (1945-1967). In: Erich Preiser. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58320-9_4
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