Zusammenfassung
Der wirtschaftliche Aufholprozeß in Ostdeutschland ist unübersehbar ins Stocken geraten. Nicht nur die weiterhin hohen und teilweise sogar steigenden Arbeitslosigkeitszahlen, sondern auch die übrigen wirtschaftlichen Kennziffern weisen darauf hin, daß die ostdeutsche Wirtschaft, und insbesondere auch die Industrie, auf den neuen Märkten noch nicht richtig Fuß gefaßt hat. Im Zentrum der kritischen Analysen stehen hierbei vor allem Erklärungen zur Produktivitätslücke (ca. 60 Prozent) gegenüber Westdeutschland und die höheren Lohnstückkosten (ca. 125 Prozent). Die ökonomischen Experten zeigen sich darüber vielfach ratlos, weil so ziemlich alle empirischen Untersuchungsbefunde zeigen, daß der Rückstand bei der Produktinnovation und der Modernisierung der Fertigungstechnologie inzwischen weitgehend aufgeholt ist (vgl. die Beiträge in Lay 1995, Lay 1997; Mallok 1996; Schmidt 1996; IA etriebspanel Ost 1997). Gleichwohl halten viele Politiker an diesem Begründungsmuster fest, wenn sie den Produktivitätsrückstand erklären wollen, weil er sich im Rahmen erprobter Verwaltungs- und Entscheidungsprozesse, Förderinstrumente, Kreditkriterien, Erfahrungen usw. bewegt, auf die man politikverläßlich und systemkonform Einfluß nehmen kann. Gegen diese Position möchte ich in meinem Beitrag den entgegengesetzten Erklärungsansatz starkmachen: Die relative Marktschwäche der ostdeutschen Industrie liegt danach inzwischen in erster Linie in nichttechnischen Innovationsproblemen. Darunter werden Probleme der Unternehmens- und Betriebsorganisation, der Arbeitsorganisation, der Qualifikation, aber auch Probleme bei Strategien und Orientierungen der betrieblichen Akteure, bei den kognitiven und mentalen Dispositionen verstanden, schließlich auch bei der Personal- und Leistungspolitik und bei den sozialen Beziehungen.
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Literatur
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Schmidt, R. (1998). Nichttechnische Innovationsprobleme bei der ostdeutschen Produktionsmodernisierung. In: Fritsch, M., Meyer-Krahmer, F., Pleschak, F. (eds) Innovationen in Ostdeutschland. Technik, Wirtschaft und Politik, vol 34. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58997-3_6
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