Gefährdung von Küsten-und Meeresökosystemen

Zusammenfassung

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Charakter der Küste vielerorts tiefgreifend verändert. Die natürlichen Prozesse und Funktionen der Meere und Küsten werden zunehmend durch anthropogen geprägte Eingriffe beeinflußt und gestört. Küstenorte und Häfen haben sich stark ausgedehnt. Landwirtschaft, Fischerei, Industrie, Küstenschutzmaßnahmen und Tourismus unterliegen oft keinen Beschränkungen und wirken verändernd auf das Gesamtsystem Küste ein und sind damit Auslöser für eine Reihe von Problemen. An keiner Küste der Welt ist die Umweltbelastung so stark wie in Europa (EUCC 1992):

• großräumige Verschmutzungen durch Ölunfälle mit Tankern oder Ölplattformen, die zu nachhaltiger Schädigung von Flora und Fauna führen;

• vielerorts sind große Flächen in Hafenanlagen verwandelt; Umschlagbetriebe und Industrie haben Luft und Wasser in der weiten Umgebung verunreinigt; auch heute gibt es noch viele Industriebetriebe, die ihre Abwässer ungeklärt ins Meer einleiten; unterschiedliche chemische, oft toxische Substanzen gelangen so in die Küstengewässer und -sedimente (vgl. ebenda);

• begünstigt durch hohe Süßwasserentnahme dringt Salzwasser in küstennahe Grund-und Oberflächenwasservorräte ein;

• Dezimierung der Fischbestände durch Überfischung, Gewässerverschmutzung, Zerstörung von Laichgründen etc.;

• Zunahme der Ufererosion und daraus resultierende Landverluste, da die Sedimentzufuhr von Land und Ufer durch Küstenbauwerke unterbrochen ist;

• Zunahme touristischer Aktivitäten, bevorzugt in Küstenabschnitten, die in einem guten ökologischen Zustand sind bzw. waren; an den Mittelmeerküsten gibt es schon jetzt jährlich 100 Mio. Touristen; nach Schätzungen von EUCC (1992) könnten es im Jahr 2030 bereits 250 Mio. Touristen sein;

• Verschiebung des ökologischen Gleichgewichtes insgesamt, und damit eine Reduzierung der Anpassungs-und Überlebensfähigkeit von Küstenöko-systemen durch die zunehmenden Aktivitäten der Küstenbevölkerung in den Bereichen von Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Tourismus und Erholung.