Schäden durch Stromerzeugung aus Kernenergie

Zusammenfassung

Wie kaum eine andere Technik hat die Nutzung der Kernenergie zu einer Polarisierung der Öffentlichkeit bei der Bewertung einer technischen Entwicklung geführt. In den sechziger und frühen siebziger Jahren wurden zunächst fast uneingeschränkt große Hoffnungen in die Kernenergie gesetzt, mit deren Hilfe die Energieprobleme zukünftiger Generationen trotz der knappen fossilen Rohstoffe lösbar schienen. Später wurde die Kerntechnik in der Öffentlichkeit zunehmend als das Symbol einer Großtechnologie angesehen, die wegen ihres Gefahrenpotentials von Teilen der Bevölkerung abgelehnt wurde. Durch den Unfall von Tschernobyl schienen die schlimmsten Befürchtungen bestätigt zu sein. Die Frage „Kernenergie — ja oder nein?“ wurde zu einem Politikum, bei dem die Diskussion um die Kernenergie zunehmend auch die Rolle eines Stellvertreters für den Konflikt unterschiedlicher Weltanschauungen übernahm. Auf der Basis demokratischer Entscheidungen wurden in verschiedenen europäischen Ländern Moratorien für den Bau neuer Kernkraftwerke verhängt (z. B. Schweiz) oder der Ausstieg aus der Kernenergienutzung beschlossen (z. B. Schweden). Vor dem Hintergrund internationaler Konventionen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen, deren Wirkungen auf das Klima der Erdatmosphäre als eines der zur Zeit wichtigsten Umweltprobleme angesehen wird, wird die Bedeutung der praktisch CO₂-freien Stromerzeugung aus Kernenergie heute zum Teil neu überdacht. Die jüngsten Auseinandersetzungen um die Kastor-Transporte haben jedoch deutlich gezeigt, daß sich in Deutschland ein Teil der Bevölkerung weiterhin „mit Händen und Füßen“ gegen die Nutzung der Kernenergie wehrt.