Zusammenfassung
Obwohl bei der Gruppenarbeit nach Balint kaum je eine Krankheits- oder Leidensgeschichte zur Darstellung kommt, bei der nicht die Angst ein bedeutsames Agens des berichtenden Arztes wäre, fällt mir als Gruppenleiter zunehmend auf, daß es meist recht lange geht, bis diese Motivation oder auch nur die entsprechende Erlebnisdimension in den Gruppen angesprochen wird. Diese Beobachtung scheint um so erstaunlicher, als die Balint-Arbeit als solche sich doch von vornherein das Ziel setzt, die emotionellen Beziehungsphänomene zwischen Arzt und Patient zu studieren, so daß die Teilnehmer von Anfang an darauf eingestellt sind, eben diese Beziehungsphänomene gemeinsam mit den Kollegen anzugehen. Ich habe mich in diesem Zusammenhang oft gefragt, ob sich unsere Allgemeinpraktiker, Internisten, Gynäkologen etc. der allgemeinen und ubiquitären Bedeutung der Angst bei ihrer Tätigkeit so sehr bewußt sind, daß diese Dimension gleichsam als Selbstverständlichkeit unerwähnt bleiben darf, oder ob es tatsächlich möglich ist, eine derart fundamentale Perspektive im Hinblick auf manches Kranksein kaum zu beachten. Die Erfahrung drängte mich mehr und mehr dazu, die zweite Möglichkeit ernstzunehmen und mir Gedanken zu machen in bezug auf diese, wie mir schien, recht sonderbare Feststellung.
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Literatur
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Trenkel, A. (1983). Arzt, Patient und Angst in der Sicht der Balint-Erfahrung. In: Luban-Plozza, B., Mattern, H., Wesiack, W. (eds) Der Zugang zum psychosomatischen Denken. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-69055-6_20
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