Zusammenfassung
Anfang der 60er Jahre, als es um die Neufassung der Schuldfähigkeitsbestim-mungen ging, rangen Psychiater und Psychologen um das Problem der Schuldfähigkeit bei Affekttätern und abnormen Persönlichkeiten. Hintergründig, so hieß es, sei es wohl eher um Kompetenzstreitigkeiten gegangen. Gäbe es bei der Beurteilung der Schuldfähigkeit von Alkoholtätern ähnliche Beziehungen zwischen Rechtsmedizin und forensischer Psychiatrie, dann müßte die Rechtsmedizin dem Bundesgerichtshof eigentlich dafür dankbar sein, daß er ihren Erkenntnissen über die Blutalkoholbestimmung und Rückrechnung zunehmend den Vorrang vor der Psychodiagnostik einräumt: Zwar geht man allgemein davon aus, daß bei Alkoholwerten ab 3 0/00 Schuldunfähigkeit und ab 2 0/00 verminderte Schuldfähigkeit in Betracht kommt, aber während man in diesen Werten zunächst nur grobe Anhaltspunkte und Hilfsmittel der Psychodiagnostik sah, sind sie in den letzten Jahren weitgehend an deren Stelle getreten und zu „Grenzwerten“ erstarrt, denen die höchstrichterliche Rechtsprechung bei der Beurteilung der Schuldfähigkeit ähnliche Bedeutung beimißt wie den Werten von 0,8 und 1,3 0/00 bei Verkehrsstraftaten.
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Schewe, G. (1986). Blutalkoholwert und Schuldfähigkeit. In: Pohlmeier, H., Deutsch, E., Schreiber, HL. (eds) Forensische Psychiatrie heute. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71681-2_5
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