Stimmungseinflüsse auf die Beurteilung der Allgemeinen Lebenszufriedenheit und spezifischer bereichszufriedenheiten

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der in Kapitel 5 berichteten Experimente schließen eine Erklärung von Stimmungseffekten bei Zufriedenheitsurteilen durch selektive Erinnerung stimmungskongruenter Information aus und unterstützen eine Erklärung durch die Hypothese einer informativen Funktion von Stimmungen. Allerdings kann man einwenden, daß diese Befunde auch mit dem Konzept der Wahrnehmungstönung erklärt werden könnten, wenn man bereit ist, einige Zusatzannahmen einzuführen. Um eine solche Erklärung zu ermüglichen, muß man annehmen, daß die durch experimentelle Aufmerksamkeitslenkung induzierte Erklärung der momentanen Stimmung durch konkrete situative Einflüsse „diffuse“ Stimmungen in „konkrete“, objektgerichtete Gefühle überführe. Aus dieser Perspektive könnte die Lenkung der Aufmerksamkeit auf das Wetter einen Umschlag der diffusen „schlechten Stimmung“ in „Ärger über das schlechte Wetter“ bewirken. Ob objektgerichtete Gefühle die Wahrnehmung in ähnlicher Weise tönen sollten wie diffuse, nicht objektgerichtete Stimmungen, ist theoretisch unklar. Nimmt man an, daß Gefühle dies nicht tun — wie dies z.B. eine Betrachtung der Eifersucht nahelegt -, sind die Daten auch mit einer Erklärung durch Wahrnehmungstönungen kompatibel : Urteile von Personen sind demnach durch ihre Stimmung gefärbt, es sei denn, es hebt sich ein Gefühlmit konkret benennbarer Ursache von der Stimmung ab — womit man allerdings einschränkt, daß die Wahrnehmung immer schon „durchgehend“ gestimmt sei (Bollnow, 1956, S. 57).