Zusammenfassung
Die Paragraphen des Strafgesetzbuches, die sich mit den Tötungsdelikten befassen (§§ 211-213 StGB), fordern die Feststellung des Tatmotivs des Tötungsdelikts nach den dort festgestellten Kriterien des Mordes, der Mordlust, der Befriedigung des Geschlechtstriebes, der Habgier, anderer niedriger Beweggründe und um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken. Wenn man von der „rechtswidrigen Zueig-nungssabsicht“ des Diebstahlsparagraphen absieht, die im allgemeinen wenig Probleme bietet, sind die Paragraphen der Tötungsdelikte wohl die einzigen, die zur Feststellung bestimmter Tatbestandsmerkmale vom Richter eine Motivanalyse des Täters fordern. Die Motivanalyse aber ist eine psychologische, allenfalls eine psychiatrische Aufgabe, jedenfalls keine primär juristische. Dennoch wachen in der Hauptverhandlung viele Vorsitzende Richter sorgfältig darüber, daß der eventuell anwesende psychiatrische oder psychologische Gutachter nicht in die Motivanalyse eingreift, weil sie dies für eine ausschließlich im richterlichen Ermessen zustehende Aufgabe ansehen. Andere Vorsitzende Richter dagegen sind dankbar, wenn sich der Sachverständige auf Grund seiner speziellen Kompetenz auch dazu äußert.
„Es denkt der Mensch die freie Tat zu tun, umsonst! Er ist das Spielwerk nur der blinden Gewalt, die aus der eigenen Wahl ihm schnell die furchtbare Notwendigkeit erschafft.“
SCHILLER: BUTTLER in Wallensteins Tod 4. Aufzug, 8. Auftritt
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Lempp, R. (1990). Zur Psychopathologie scheinbar unverständicher Tötungsdelikte von Jugendlichen und Heranwachsenden. In: Kerner, HJ., Kaiser, G. (eds) Kriminalität. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75418-0_18
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