Zusammenfassung
Die Leseepilepsie, erstmals 1956 von Ärzten der Mayo-Klinik in Rochester, vornehmlich dem Neurophysiologen Bickford, beschrieben, ist eine sehr selten zu beobachtende Epilepsie. Bislang wurden ca. 110 Fälle in der Literatur beschrieben. Die Leseepilepsie wird zu den Reflexepilepsien gezählt. Von einer Reflexepilepsie spricht man, wenn bei einem Patienten epileptische Anfälle stets durch den gleichen Stimulus ausgelöst werden. In ihrer ersten Arbeit teilten Bickford et al. die Leseepilepsie in eine primäre und sekundäre Form ein. Für die primäre Form ist charakteristisch, daß beim Lesen nach unterschiedlich langer Latenz ein Span-nungsgefühl, eine Verkrampfung oder Kloni in der Kiefer-, Zungen- und Schiundmuskulatur auftreten. Beendet der Patient das Lesen dann nicht, kann es zu einem generalisierten epileptischen Anfall kommen. In etwa l A der Fälle können sich die generalisierten Anfälle auch durch eine optische Aura in Form von z. B. Verschwommensehen oder Tanzen der Buchstaben vor den Augen ankündigen. Bei der primären Form der Leseepilepsie treten Anfälle ohne den spezifischen Auslösemechanismus, nämlich das Lesen von Worten, nicht auf. Optische Reizphänomene (z.B. geometrische Muster, Flickerlicht), Sprechen, Schreiben und Rechnen führen nicht zu paroxysmalen Entladungen im EEG. Zudem liegt keine organische Grunderkrankung vor.
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Literatur
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Ried, S., Behl, I., Schmidt, D. (1992). Leseepilepsie: eine seltene Reflexepilepsie. In: Köhler, B., Keimer, R. (eds) Aktuelle Neuropädiatrie 1991. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77129-3_6
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