Die Pathogenese und Klinik der spinalen Durchblutungsstörungen

Zusammenfassung

Seitdem Erb im Jahre 1875 erstmalig den Fall einer spontanen Rückenmarksblutung klinisch diagnostiziert hat, ist die Literatur über das Gebiet der spinalen Durchblutungsstörungen sehr umfangreich geworden. Besonders in der älteren Literatur befassen sich die meisten Autoren noch überwiegend mit den pathologisch-anatomischen Reaktionsformen der Hämatomyelie und der Myelomalacie, wenn man von der relativ geringen Zahl kasuistischer Mitteilungen über das „Spinalis-anterior-Syndrom“ beim Verschluß der vorderen Längsarterie absieht. Allgemein wurde die Ansicht vertreten, daß Durchblutungsstörungen am Rückenmark selten sind und im klinischen Bereich eine untergeordnete Rolle spielen. Erst in den letzten Jahren ist das Thema erneut auf breiter Basis bearbeitet worden. Dabei konnte nachgewiesen werden, daß vasculäre Rückenmarksschäden als primäre und sekundäre Erkrankung doch häufiger vorkommen, als man es bisher angenommen hatte. Es erscheint deshalb berechtigt, vom klinischen Standpunkt aus den Versuch zu unternehmen, die Durchblutung des Rückenmarks und ihre klinischen Störungen systematisch darzustellen.