Zusammenfassung
Nach einer allgemeingültigen Definition handelt es sich bei den echten Geschwülsten um autonome, in sich abgeschlossene Gewebswucherungen mit dauerndem Wachstum, welche sich dem normalen und regenerativen Bauplan des Organismus nicht einordnen. Diese Begriffsbestimmung basiert noch ganz auf den Gedankengängen der VracHOWschen Cellularpathologie, welche „Sitz und Ursache“ (im Sinne Morgagnis) der Krankheit einschließlich der Geschwülste in einer primären Zellentartung sieht. Grundsätzliche Unterschiede zwischen gut- und bösartigen Geschwülsten gibt es nach dieser Definition nicht, es sind lediglich Varianten desselben Prozesses, bei dem es gewissermaßen eine kontinuierliche Stufenleiter vom gut- zum bösartigen gibt („Stufen der Malignität“, Rössle). In korrelations-pathologischer Betrachtung wird dargelegt, daß die sog. gutartigen Geschwülste nicht mehr der in dieser Definition geforderten Eigengesetzlichkeit entsprechen; es handelt sich vielmehr um neural und humoral gesteuerte bzw. ausgelöste Gewebswucherungen, welche oft funktionell leistungsfähige Einrichtungen im Sinne einer Anpassung an Mehrbelastung darstellen („Anpassungshyperplasien“, s. hyperplasiogene Gewächse). Diese Vorstellung wird an einer Reihe von Beispielen (Epithelkörperchenadenome, Glomusgeschwülste, Nebennierenadenome usw.) dargelegt. Im Gegensatz zu diesen gesteuerten geschwulstähnlichen Hyperplasien stehen die echten eigengesetzlich wachsenden Geschwülste, die durch eine weitgehende Abartung der einzelnen Zellen charakterisiert sind, wobei es zunächst gleichgültig ist, ob wir in diesem Vorgang eine Mutation im Sinne K. H. Bauers, eine plasmatische Mutation oder eine Kataplasie im Sinne v. Hansemanns sehen.
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Büngeler, W.: Z. Krebsforsch. 58, 72 (1951).
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© 1954 Springer-Verlag OHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Büngeler, W. (1954). Die Abgrenzung gut- und bösartiger Geschwülste. In: Pirwitz, J. (eds) Grundlagen und Praxis Chemischer Tumorbehandlung. Freiburger Symposion an der Medizinischen Universitäts-Klinik, vol 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86904-4_3
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