Durch Oestrogene experimentell erzeugtes anomales Geschlechtsverhalten bei Haustieren

Zusammenfassung

Das Problem Psyche und Hormone steht in einer nicht ganz einfachen Position zwischen experimenteller Forschung und Klinik. Unsere Laboratoriumsmethoden liefern uns Ergebnisse, die schwer auf den Menschen übertragbar sind, da berechtigte Vorbehalte bestehen, Ergebnisse, die an den psychisch nach unserer Meinung primitiven Laboratoriumstieren gewonnen wurden, zu vergleichen mit Befunden am psychisch gesunden oder kranken Menschen. Vielleicht sind aber Beobachtungen an Haustieren in mancher Hinsicht aufschlußreich, weil sich unter unseren Haustieren nicht nur psychisch recht differenzierte Arten finden, sondern auch individuell unterschiedliches Verhalten innerhalb einer Art nachweisbar ist. Untersuchungen auf diesem Gebiet sind erst möglich, Scitdem durch die neuere Verhaltensforschung, die in der Zoologie entwickelt wurde, wissenschaftliche Untersuchungsmethoden gefunden sind. Die wissenschaftliche Tierpsychologie steht heute in ihren Anfängen. Methodische Grundlagen sind erst in den letzten Jahrzehnten geschaffen worden. Erst damit ist es jetzt möglich, die Haustiere psychologisch zu erforschen. Auf den durch die Tierpsychologie geschaffenen Grundlagen wird es möglich Scin, eine Psychopathologie der Tiere zu entwickeln. Aus dem auf diesem Gebiete vorliegenden großen Beobachtungsmaterial hat Frauchiger (9) eine beachtliche Sammlung durchgeführt und eine Ordnung und Gliederung versucht, die weitere Arbeiten erleichtert. In der trotzdem noch schwer übersehbaren Fülle der Kasuistik tierpsychologischer Beobachtungen läßt sich immerhin eine Gruppe relativ gut abgrenzen; das sind die von der Wirkung von Hormonen abhängigen Erscheinungen.

Karl Junkmann zum 60. Geburtstag.