Zusammenfassung
An guten Tagen und Wochen, an denen wir produktiv sind, Einfälle haben, unsere Arbeit fördern können, oder an denen für uns bedeutsame Ereignisse stattfinden, oder wir eine Fülle neuer Eindrücke — auf einer Reise z. B. — aufzunehmen haben, bemerken wir im Erlebnis kaum etwas von dem Fließen der Zeit, plötzlich werden wir gewahr, daß es schon Mittag oder Nacht geworden ist, und trotzdem sind Abend und Morgen, Wochenende und Wochenbeginn weit auseinandergerückt, der durchmessene Zeitraum erscheint lang gestreckt. Umgekehrt bemerken wir in schlechten Tagen, an denen die Produktion stockt, an denen wir der Eintönigkeit und Wiederholung der Alltagsarbeit ganz ausgeliefert sind, das träge Fließen der Zeit. Jeder kann sich aus öden Schulstunden, langen Bahnfahrten, daran erinnern, daß er in Abständen, die ihm im Durchleben lang erschienen, wieder und wieder auf die Uhr sah, um mit Enttäuschung festzustellen, daß der Zeiger noch kaum von der Stelle gerückt war. Gleichwohl sind an solchen schlechten Tagen für den Rückschauenden Abend und Morgen, Ende und Beginn der Wochen dicht zusammengedrängt, der durchmessene Zeitraum scheint kurz zu sein.
Mschr. Psychiat. Neurol., Bd. 68, 1928.
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Straus, E. (1960). Das Zeiterlebnis in der endogenen Depression und in der psychopathischen Verstimmung. In: Psychologie der Menschlichen Welt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87995-1_4
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