Zusammenfassung
Nach Anwendung von energiereichen Strahlen auf Zellkerne, die sich in einem frühen Stadium der Mitose1 befinden, entstehen wohldefinierte Chromosomenaberrationen, die man ohne große Schwierigkeiten in. späten Mitosestadien studieren kann, vor allem Chromosomenbrüche und Translokationen von Chromosomenstücken durch Verbindung (Rekombination) der Bruchenden von Chromosomenbrüchen. Ist in dem Stadium der Bestrahlung der Chromosomenfaden der Länge nach bereits in die beiden dicht beieinander liegenden Chromotidfäden gespalten, so kann man in der Metaphase der Mitose Chromatidbrüche und Isochromatidbrüche (beide Chromatidfäden sind an derselben Stelle durchgebrochen) unterscheiden und unter dem Mikroskop bestimmen. Die Translokationen sind dann im wesentlichen Chromatidtranslokationen und kommen durch Rekombination der Bruchenden zweier rekombinationsfähiger Brüche entweder innerhalb des gleichen Chromosoms (wenn das gleiche Chromosom zwei Bruchstellen besitzt) oder innerhalb verschiedener Chromosomen zustande. Im Falle der Anwendung von mittelharten Röntgenstrahlen steigt die Bruchwahrscheinlichkeit im wesentlichen proportional der Dosis an und bei nicht zu geringen Dosen und Dosisleistungen die Wahrscheinlichkeit von Translokationen praktisch proportional dem Quadrat der Dosis. Nach Sachs hat man bei dem ganzen Vorgang zwei zeitlich aufeinander folgende Phasen zu unterscheiden. Zunächst wird der Chromosomenbruch oder Chromatidbruch durch die Strahlen erzeugt (primärer Bruch), in der zweiten Phase restituieren die primären Brüche und entziehen sich so der Beobachtung, oder es kommt zur Rekombination freier Bruchenden benachbarter Brüche. Bei Anwendung von Alpha-Strahlen oder Rückstoßprotonen (rascheNeutronen) steigt auch dieWahrscheinlichkeit der Rekombinationen im wesentlichen proportional der Dosis an, weil bei der hohen spezifischen Ionisation dieser Korpuskeln die Wahrscheinlichkeit, daß die gleiche Korpuskel dicht benachbarte Brüche erzeugt, viel größer ist, als die Wahrscheinlichkeit, daß dies durch verschiedene Korpuskeln geschieht.
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Dessauer, F. (1964). Chromosomen-Aberrationen. In: Quantenbiologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-88014-8_12
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