Atmung und Anaerobiose des Muskels

Zusammenfassende Darstellungen

Die Verknüpfung aller Erscheinungen in den Lebewesen, die ihnen die Bezeichnung des Mikrokosmos eingetragen hat, zeigt sich nirgends klarer als bei dem Versuche, die Atmung, Energetik und Thermodynamik des Muskels übersichtlich darzustellen. Diese Kapitel, obwohl im folgenden gesondert, bilden doch eine untrennbare Einheit, und auf der anderen Seite steht das Thema im engsten Zusammenhange einerseits mit der Zellatmung, andererseits aber mit dem Gesamtstoffwechsel der Lebewesen, sowie mit den intermediären Phasen des Kohienhydratstoffwechsels, der, wie im folgenden näher erörtert wird, der Muskelatmung überwiegend zugrunde liegt. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß der Muskel mit seinen mechanischen, thermischen und chemischen Außerungen eine funktionelle Einheit ist und daß die ausschließliche Betrachtung des Muskels unter physikalischen Gesichtspunkten, wie sie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts üblich war, die Erkenntnis der Wirkungsweise der Muskelmaschine beträchtlich aufgehalten hat. Bei der Erforschung des Atmungsvorganges des Muskels muß man sich stets vor Augen halten, daß der Sauerstoffverbrauch und die Kohlensäurebildung nur eine Seite des Vorganges darstellen; die chemische Analyse hat zu zeigen, welche Stoffe oxydiert werden, auf welchem Wege und unter. welchen Umständen. Weiterhin ist mit dem aeroben und anaeroben chemischen Geschehen eine bestimmte Wärmebildung verknüpft, deren Umfang und Ablauf zu den beobachteten chemischen Vorgängen in Beziehung gesetzt werden muß. Erst dadurch sind die nötigen Daten für. die Muskelatmung gegeben; diese können einerseits für den Mechanismus der Zellatmung überhaupt verwertet werden, andererseits ist zu zeigen, welche Rolle sie in der Funktion des Muskels spielen. Die im folgenden mitgeteilten Tatsachen sind größtenteils neuen Datums. Man ersieht das vor allem aus dem Vergleich mit der bekannten Monographie von O. Frank, „Thermodynamik des Muskels“¹), vom Jahre 1904. In dieser mußte es z. B. noch unentschieden gelassen werden, ob der Muskel des Kaltblüters in der Ruhe überhaupt einen nachweislichen Stoffwechsel besitzt ²).