Die Stabilität von Suspensionen fester Proteinteilchen und die Wirkungsweise von Schutzkolloiden

Zusammenfassung

Während man früher die an den Grenzen zwischen festen und flüssigen Körpern auftretenden Kräfte für rein physikalische hielt, sind Langumir ¹) und Harkins ²) zu dem Schluß gekommen, daß diese Kräfte in erster Linie chemischen Ursprungs sind. Bei der Erörterung des Problems, das den Gegenstand dieses Kapitels bildet, werden wir von dieser letzteren Auffassung Gebrauch machen. Wir wollen nämlich untersuchen, welcher Art die Kräfte sind, die feste Proteinteilchen suspendiert erhalten. Das große Proteinmolekül verhält sich nicht wie eine homogene Einheit, wir müssen daher für unsere Erörterung zwischen „wässerigen” Gruppen, d. h. Gruppen, die eine starke chemische Affinität zu den Wassermolekülen haben (z. B. Carboxyl-, Amino- oder Imidogruppen), und „öligen” Gruppen unterscheiden (z. B. Kohlenwasserstoffgruppen), deren Affinität zueinander größer als zum Wasser ist. Ähnliche Ansichten hat Sheppard geäußert³): In wässeriger Lösung befindliche Gelatinemoleküle können aneinander hängenbleiben, wenn sie einander mit ihren öligen Gruppen berühren; ist die Gelatinekonzentration hoch genug, so kann die ganze Lösung zu einem Gel erstarren. Bei einem solchen Vorgang braucht die Affinität der „wässerigen” Gruppen der Gelatinemoleküle zum Wasser nicht kleiner zu werden, wahrscheinlich ist dies auch nicht der Fall.

Vgl. J. Loeb: Journ. of gen. physiol. Bd. 5, S. 479. 1922/23.