Konstruktion und Betrieb von Höchstspannungskabeln

Zusammenfassung

Meine Herren! Der Durchmesser von Höchstspannungskabeln ist durch vielerlei Rücksichten beschränkt. Allzu große Kabeldicken würden nicht nur die Länge der Fabrikationsstücke bedeutend herabmindern, sondern auch die Schwierigkeiten ihrer Verlegung außerordentlich steigern. Für heutige Verhältnisse stellen unter dem Bleimantel gemessene Durchmesser von 85 mm für Dreileiterkabel und von 70 mm für Einleiterkabel Höchstmaße dar. Berücksichtigt man die Fortschritte, welche die Isoliertechnik der letzten Jahre für die Hochspannungskabel gebracht hat, so ergeben sich die Höchstspannungen, für welche einerseits Dreileiterkabel und andererseits Einleiterkabel benutzt werden können, für erstere zu etwa 60 bis 66 kV und für letztere zu etwa 120 bis 132 kV. Diese Spannungen sind zu verstehen als verkettete Spannungen in Drehstromnetzen mit ungeerdetem Neutralpunkt. Ist der Neutralpunkt geerdet, so wird die Benutzungsspannung noch etwas höher angenommen werden können. Wir wollen uns dabei aber bewußt bleiben, daß die Kabelanlagen, welche zurzeit für solche Höchstspannungen gebaut werden, Erstlingswerke sind. Man wird über ihren praktischen Betrieb Erfahrungen sammeln müssen, wobei es notwendig ist, die Kabelanlage nicht für sich allein zu betrachten, sondern zu berücksichtigen, unter welchen Betriebsbedingungen sie arbeitet, zum Beispiel ob in Verbindung mit Freileitungen, welche Überspannungen oder Erdschlüsse von mehr oder weniger großer Häufigkeit mit sich bringen. Die Arbeit des technischen Fortschritts kann daher nicht allein von den Kabelwerken durch eifrige Forschungsarbeit im Laboratorium getragen werden, sondern muß ergänzt werden durch das Entgegenkommen der Fernkraftwerke, indem diese die neuen Kabel zur praktischen Erprobung zulassen.