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Zusammenfassung

Die psychoanalytische Behandlung muß, wie jede andere Behandlung eines Leidenden, mit der Indikationsstellung beginnen. Der Kranke muß zunächst mit allen dem Arzte zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln gründlich untersucht werden. Hiermit ist auch schon die Frage entschieden, ob der Psychoanalytiker ein Arzt sein muß oder ob auch Laien psychoanalytisch behåndeln sollen. Sicher wird ein Arzt, der alle klinischen Methoden erlernt hat, aber von der praktischen Psychoanalyse nichts versteht, nicht imstande sein, einen Neu-rotiker zu analysieren. Aber ein Nichtarzt, der die Technik der Psychoanalyse vollkommen beherrscht, wird seinerseits nicht in der Lage sein, eine Indikation zu stellen. Es ist gefährlich, Nichtärzten ein Stück Heilkunst in die Hand zu geben. Der klügste Analytiker wird ein Krebsgeschwür, einen Diabetes oder eine beginnende Paralyse schwerlich von einer Neurose unterscheiden können. Er wird auch gar nicht behaupten, daß er es kann. Die Laienanalytiker beteuern gewöhnlich, daß sie ihre Fälle zunächst einem Arzte zur gründlichen Untersuchung übergeben. Alles wäre in Ordnung, wenn das immer geschähe. Leider ist es nicht der Fall, und es liegt auch nicht in der Natur der Analytiker, ihren Schutzbefohlenen eine gewisse Schwäche in der Auffassung des Falles zuzugeben. Der Kranke nützt nämlich diese Schwäche als Widerstand gegen die Behandlung aus und wird immer den Gedanken im Hinterhalt haben: mein Arzt ist kein Arzt und kann infolgedessen meinen Fall nicht nach allen Seiten hin richtig beurteilen. Ich habe bemerkt, daß die Nichtärzte unter den Analytikern unaufrichtig sind. Sie erstreben ein Doktorat, aber nicht das medizinische, und benützen dann den Doktortitel zu einer Täuschung, die so lange vorhält, bis der Patient daraufkommt. Ich bin sicher, daß viele Leser von Büchern, die aus der Feder von Laienanalytikern stammen, gar nicht wissen, daß die betreffenden Autoren mit der Medizin nur in einem losen Zusammenhange stehen.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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© 1926 J. F. Bergmann, München

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Wittels, F. (1926). Die Indikation. In: Die Technik der Psychoanalyse. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92443-9_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-92443-9_3

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