Zur Entlassung der Abiturienten

Zusammenfassung

Wenn sich Freunde von einander trennen, die in dem Verhältnis einer innigen Verbindung und Gemeinschaft zu einander gestanden haben, so empfinden sie zunächst das Schmerzliche, was jede Trennung von uns teuer gewordenen Personen mit sich bringt, weil sie die Entbehrung eines lieb gewordenen Genusses vor Augen stellt, aber sodann beschäftigt sich auch der eine prophetisch mit des anderen Zukunft, und in das Abschiedswort dringt ein warmer Segenswunsch für des anderen Wohlergehen. So ist es auch heute mit uns der Fall. Ihr — und des sind wir mit Zuversicht gewiß — reißt Euch nicht ohne Schmerz von Euren bisherigen Lehrern, von Euren geliebten Mitschülern, von dieser ganzen ehrwürdigen Anstalt los, die Eure geistige und zum Teil auch leibliche Mutter und Pflegerin eine Reihe von Jahren hindurch gewesen ist. Das Bewußtsein des hier genossenen Guten bildet für Euer ganzes Leben einen wesentlichen Bestandteil des Schatzes Eurer Jugenderinnerungen, und der Gedanke, daß dies ganze Zusammenleben mit einem Male und für immer aufhören soll, erfüllt Eure Brust ganz unabweisbar mit einer gewissen Wehmut. An dieses Gefühl reihen sich unmittelbar in Eurem Innern die aufrichtigsten und dankbarsten Segenswünsche für uns alle, die wir hier zurückbleiben, und wenn Ihr uns liebt, wie Ihr es thut