Symptomatische Psychosen

Zusammenfassung

Der Ausdruck „Symptomatische Psychosen“ ist traditionell und nur historisch zu verstehen. Heute würde man ihn nicht mehr prägen. Schon Kraepelin spricht 1903 von der „wesentlich symptomatischen Auffassung jeglichen IrreScins“. Als Bonhoeffer 1912 in seiner schönen Arbeit von symptomatischen Psychosen sprach, war der Name schon veraltet. Er entstammte noch der Auffassung, daß es Erkrankungen des Körpers und Erkrankungen der Seele gebe, und daß dazwischen ein kleines Bereich liege, in dem die ersteren von den letzteren begleitet Scien. Heute ist die vor genau 100 Jahren geprägte These, Geisteskrankheiten Scien Gehirnkrankheiten, Grundlage jeglicher medizinischer Begriffsbildung geworden. Jene seelischen Störungen, bei denen man diese Entsprechung verneint, haben sich aus dem Bereich der Psychosen in das der Psychopathie zurückgezogen. Wenn man heute dennoch an dem Ausdruck der symptomatischen Psychosen festhält, so verneint man nicht den Satz: Psychosen sind Gehirnkrankheiten, sondern man will jene Erkrankungen herausnehmen, bei denen die Gehirnbeteiligung nur sekundär erscheint, während das Grundleiden anderswo „liegt“. Aber selbst diese Formulierung befriedigt wenig in einer Zeit, die nicht mehr an isolierte Organerkrankungen glaubt, sondern einen derart engen Zusammenhang aller Organfunktionen untereinander nachweist, daß zwischen primär und sekundär oft nicht unterschieden werden kann. Man denke an das Beispiel des Zusammenhangs zwischen Thyreoida, Hypophyse und Zwischenhirn.