Zusammenfassung
Eine neue, selbständig zu würdigende Epoche der preußischen Rechtsentwicklung begann mit der Regierung des Großen Kurfürsten (1640—1688). Die Entwicklung der europäischen Verhältnisse hatte dem Kurhause Hohenzollern nicht unbeträchtliche Gebietserwerbungen ermöglicht: im Xantener Vergleich 1614 wurden Kleve, Mark, Ravensberg, Ravenstein gewonnen; 1618 erfolgte die Erwerbung des Herzogtums Preußen, des ehemaligen Ordenslandes des deutschen Ritterordens, freilich unter polnischer Lehnshoheit, übrigens auch außerhalb des Reichsverbandes; der Westfälische Frieden endlich brachte 1648 Hinterpommern (ohne das rechte Oderufer), Halberstadt, Minden, Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg ein, dessen endgültige Erwerbung sich im Jahre 1680 vollzog. Diesen verstreuten Gebieten fehlte es an jedem Staatsechtlichen Bande, das sie mit der Kurmark hätte einen können. Nur eine ganz ose Personalunion war in der Person des Kurfürsten begründet. Der in allen diesen Staaten herrschende landschaftliche Sondergeist (Ständetum!) ließ die Idee einer Zusammengehörigkeit gar nicht aufkommen, zumal jede Interessengemeinschaft der maßgeblichen Stände fehlte. Die Überwindung dieses Sondergeistes vollzogen, die Idee des Gesamtstaates, wenn nicht bewußt erfaßt, so doch unter dem Gesichtspunkt außenpolitischer Machtnotwendigkeit schon weitgehend verwirklicht und mit alledem die großen politischen Lehren des Dreißigjährigen Krieges für sein Land nutzbar gemacht zu haben, ist das Verdienst des Großen Kurfürsten.
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Literatur
Vgl. die vor § 6 angeführten Arbeiten von Tümpel und v. Caemmerer. Ferner
Zur Auseinandersetzung mit den Ständen: Küntzel in der vom Ver. f. G. d. Mark Br. veranstalteten Festschrift f. Schmoller, 1908.
Rachel, Der Gr. Kurfürst und die ostpreuß. Stände 1905.
Bergmann, Gesch. der ostpreuß. Stände u. Steuern 1688–1704, 1901.
Für Cleve-Mark vgl. die im Lit.-Auszug mitgeteilte Arbeit von Hötzsch.
Zur Verfasungs-, Verwaltungs- und Rechtsgeschichte im übrigen: Hintze, Histor. u. polit. Aufs. Bd. 1.Schmoller in Acta Borussica Bd. 1, Einleitung.
Hintze, ebenda Bd. 6. Koser, Zur preuß. und deutschen Geschichte, Aufs. u. Vorträge 1921, S. lff. u. 64ff.
Rachel, Der Merkantilismus in Brand.-Preußen (Forsch. z. Brand. u. Preuß. Gesch. Bd. 40 S. 221 ff.).
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Über dasselbe Thema auch Breysig in Forsch. z. br.-pr. Gesch. Bd. 5, 1892.
Koch, Hof- und Regierungsverfassung König Friedrichs I. von Preußen (Unters. z. deutschen Staats- u. Rechtsgeseh., hrsg. von J. v. Gierke), 1926.
Gelpcke, Die geschichtl. Entwicklung des Landratsamts, 1902.
Hintze, Der Ursprung des preuß. Landratsamts (Forsch. z. Br.-Pr. Gesch. Bd. 28).
Förstemann, Zur Geschichte der preuß. Monarchie, 1867.
Perels, Die allgem. Appellationsprivilegien für Brand.-Pr. 1908.
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Holtze, Strafrechtspflege unter König Friedrich Wilhelm L, 1894.
Zur Geschichte des Heereswesens vgl. noch Schmoller, Die Entstehung des preußischen Heeres (Umrisse und Untersuchungen zur Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte), 1898.
Schroetter, Die brand.-pr. Heeresverfassung unter dem Großen Kurfürsten, 1892.
M. Lehmann, Werbung, Wehrpflicht und Beurlaubung im Heere Friedrich Wilhelms I. (Histor. Z. Bd. 67, S. 254).
Jany, Die Kantonverfassung Friedrich Wilhelms I. (Forsch. Bd. 38, S. 225).
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Schmidt, E. (1929). Die Entstehung des brandenburg-preußischen Gesamt- und Einheitsstaates. In: Rechtsentwicklung in Preussen. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99066-3_2
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