Zusammenfassung
Es ist eigentlich eine beschämende Thatsache, dass die Chirurgie, diese von Alters her geübte Kunst, so viele Jahrhunderte dazu gebrauchte, die verblüffend einfache Wahrheit zu finden, dass man sauber sein muss, um in dem Wundergewebe des organischen Lebens mit Finger, Messer oder Glüheisen herumwühlen zu können, ohne das räthselhaft, aber harmonisch gefügte Uhrwerk eines lebenden Organismus durch unausbleibliche Verunreinigung erheblich zu schädigen. Wie wenig Respekt vor der Unverletzlichkeit und Jungfräulichkeit eines seiner Hüllen beraubten menschlichen Zellengewebes müssen doch unsere Vorfahren in der Zunft besessen haben, um es nicht einmal für nöthig zu erachten, die Hände zu waschen, ehe man die gleichsam heiligen Stätten betrat, in welcher das Leben, dieses niemals definirte Geheimniss, sich erhält und immer neu entsteht! Wohl von dem Ernst der Situation, der in der erschreckenden Monotonie des Todes nur allzu offenbar wurde, hatte man eine deutliche Vorstellung — wohl galt der Akt der Operation als ein feierlicher, da ihn vielgestaltige Ceremonien bei allen Völkern begleiteten, aber die einfache Konsequenz zu ziehen, den Staub von sich abzuthun und sich in ein festlich Gewand zu hüllen, vergass man leider bis in unsere Zeit.
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Schleich, C.L. (1900). Chirurgische Sauberkeit. In: Neue Methoden der Wundheilung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99070-0_1
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