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Die Privatdozentenfrage

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Zur Frage der Hochschulreform
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Zusammenfassung

Viel schwieriger und für das akademische Leben noch bedeutungsvoller ist nun die Privatdozentenfrage. Wie schwierig, das ergibt sich allein schon daraus, daß eine Lösung nicht gefunden wird, obgleich gerade über viele grundsätzliche Fragen Übereinstimmung herrscht. Wenn ich die verschiedenen neueren Veröffentlichungen über diese Frage überblicke, so finde ich zahlreiche Berührungspunkte selbst unter scheinbar recht entgegengesetzten, wie denen von Eduard Meyer, der Privatdozentenvereinigung und Becker. Ganz allgemeine Übereinstimmung besteht namentlich über folgende Punkte: 1. Die Privatdozentur darf nicht zu einem Monopol der begüterten Klassen werden. 2. Die Privatdozenten müssen wissenschaftlich völlig unabhängig sein. Sobald man aber diese geradezu selbstverständlichen Sätze in die Wirklichkeit übersetzen, d. h. Sicherungen für ihre Verwirklichung und Durchführung schaffen will, kommt man aus den Schwierigkeiten gar nicht heraus. Becker hat zum ersten Punkt bestimmte, aber noch nicht ganz klare Vorschläge gemacht. Er scheint zu wünschen, daß alle Anwärter für die Privatdozentur — auch bei den Geisteswissenschaften — zunächst als Assistenten im Unterricht beschäftigt und dann die geeigneten nach einigen Jahren zur Habilitation zugelassen werden sollen. Dann müßten sie mit Lehrauftrag zu höchstens vier Stunden betraut werden und durch eine staatliche Sicherung einer bestimmten Einnahme aus ihren Vorlesungen („Kolleggeldgarantie“) eine wirtschaftliche Sicherung einer „bescheidenen Existenz“, die ein „Rentnergefühl nicht aufkommen lassen kann“, erhalten.

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Notes

  1. Man wende nicht ein, daß dies doch nur für die Assistenten der medizinischen und naturwissenschaftlichen Anstalten gelten kann. Ist mal erst die Einrichtung von Assistenten für alle Professoren eingeführt, so werden diese in starkem Maße zur Vorbereitung und Ergänzung der Vorlesungen und Seminare der planmäßigen Professoren herangezogen werden, also einen großen Teil ihrer Arbeitskraft darauf verwenden müssen. Dabei werden natürlich gewisse Unterschiede in der Belastung je nach Art des Faches und der Anzahl der Vorlesungen und Übungen vorhanden sein — verglichen mit den freien Privatdozenten wird die Belastung aber stets eine erhebliche sein.

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  2. In dieser Hinsicht sind außerordentlich lehrreich die Zahlen über das Verhältnis der o., a. o. Professoren und Privatdozenten in den verschiedenen Fakultäten der Berliner Universität seit ihrer Begründung

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  3. Dabei braucht es sich keineswegs immer um Scheu vor Konkurrenz zu handeln. Der große Virchow, der gewiß Wettbewerb nicht zu scheuen brauchte, hat in den ersten 30 Jahren seiner Tätigkeit als Ordinarius an der Berliner Universität keinem seiner Assistenten die Habilitation erlaubt.

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  4. An den wissenschaftlichen Instituten ist dabei die Bezahlung noch schlechter als an den Kliniken. Assistenten, die 7–8 Jahre tätig sind, also ein Lebensalter von 33–35 Jahren haben, erhalten z. B. in Berlin 1350 M., während die Kliniksassistenten durch freie Wohnung, Beleuchtung und Verpflegung, für die ein verhältnismäßig geringer Betrag vom Gehalt abgezogen wird, erheblich besser stehen.

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  5. Ich selbst habe in meinem großen Institut 7–8 Hör-und Kurssäle; bei der großen Zahl der Vorlesungen und Kurse, sowie der erheblichen Anzahl von habilitierten Abteilungsvorstehern und Assistenten würde ich kaum mehr als 4–5 Dozenten meines Faches Hörsäle für eine beschränkte Stundenzahl überlassen können, und auch dies würde unter den jetzigen Verhältnissen des Achtstundenarbeitstages für das niedere Personal nur möglich sein, wenn, dieses Personal vermehrt wird.

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  6. Auf die weitgehenden Forderungen von Prof. Jacobsohn (Die Privatdozenten und die Zukunft der deutschen Universitäten, Verl. S. Karger, Berlin 1919) näher einzugehen, erscheint mir überflüssig, da sie nicht von sachlichen, sondern ausschließlich von politischen Erwägungen ausgehen.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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© 1919 Verlag von J. F. Bergmann

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Lubarsch, O. (1919). Die Privatdozentenfrage. In: Zur Frage der Hochschulreform. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99242-1_3

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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