Zusammenfassung
Paradiese des Alters mag es historisch schon immer gegeben haben, wahrscheinlich aber eher als Ausnahme denn als Regelfall. Wie die historische und ethnologische Forschung zeigt, haben Würde, Weisheit und Produktivität, oft aber auch Altersstarrsinn, Verkalkung und Nutzlosigkeit das Bild des Alters dominieren können. Mit dem Altern der Gesellschaft – der Zunahme der Anzahl wie auch des Anteils Älterer – stellen sich Fragen nach dem zukünftigen Leben im Alter und der gesellschaftlichen Stellung und Funktion älterer Menschen mit besonderer Dringlichkeit.
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Notes
- 1.
Datengrundlage für die folgenden internationalen Vergleiche ist der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE), der im Jahr 2004 erstmals erhoben wurde (vgl. Börsch-Supan et al. 2005). Befragt wurden Personen über 50 Jahre. Für die familialen intergenerationellen Beziehungen wurde dabei ein dem Alters-Survey ähnliches Konzept in der Befragung verwendet, so dass die Vergleichbarkeit der Ergebnisse für Deutschland in diesem Bereich nur wenig durch die Verschiedenartigkeit der Instrumente beeinträchtigt wird.
- 2.
Es sei hier nur erwähnt, dass private intergenerationelle Transfers zu Lebzeiten – anders als Erbschaften – oftmals auch an den Bedarfslagen der Empfänger orientiert sind (vgl. Motel und Szydlik 1999; Künemund und Motel 2000; Künemund et al. 2005). Diese – in ökonomischer Terminologie – altruistischen Vergaben sind aber dennoch keinesfalls – zumindest in soziologischer oder psychologischer Perspektive – allein altruistisch motiviert: Prozesse der Reziprozität werden erwidert oder neu in Gang gesetzt, und auch Zuneigung sowie Verpflichtung spielen zugleich eine Rolle. Entsprechend ist hier aus dem Vorliegen im ökonomischen Sinne altruistischer Transfers kein „crowding out“ zu erwarten, im Gegenteil (vgl. Künemund und Rein 1999).
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Künemund, H. (2014). „Granny-dumping“ – die Zukunft des Alters?. In: Amann, A., Kolland, F. (eds) Das erzwungene Paradies des Alters?. Alter(n) und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02306-5_12
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