Skip to main content

Kleine Geschichte der Zentralbanken

  • Chapter
  • First Online:
Wie funktionieren Zentralbanken?
  • 8478 Accesses

Zusammenfassung

Kapitel 2 blickt auf die Geschichte des Zentralbankwesens zurück. Diese reicht von den Anfängen der ersten zentralen Notenbanken im 17. Jahrhundert, über die Ära des klassischen Goldstandards des 19. Jahrhunderts, die Große Depression sowie den Aufbau und den Zerfall des Bretton-Woods-Systems im 20. Jahrhundert, bis hin zur Europäischen Währungsintegration und der globalen Finanzkrise in der jüngsten Vergangenheit. Die Aufgaben der Zentralbanken waren über die verschiedenen Epochen einem fortwährenden Wandel unterworfen, der schließlich zum modernen Zentralbankenwesen geführt hat, bei dem die Geldpolitik als Stabilisierungsinstrument für die Preise, das Finanzsystem und die Gesamtwirtschaft zur Verfügung steht.

Die Bank profitiert vom Zins auf allen Geldern, welche sie aus dem Nichts kreiert.

William Paterson (Gründer der Bank of England, 1658–1719)

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 29.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Zu ergänzen ist, dass in Frankreich mit der Banque Royale ein erster Versuch mit einer zentralen Notenbank bereits zum Beginn des 18. Jahrhunderts kläglich gescheitert war. Der Regent des minderjährigen Ludwig XV hatte dem schottischen Nationalökonomen und Glückspieler John Law de Lauriston 1716 nämlich die Erlaubnis zur Gründung einer Bank erteilt, dank der er rasch ein regelrechtes Imperium aus Handelsmonopolen in Frankreich und Übersee aufbauen konnte. Später erwarb John Law auch das französische Notenmonopol, von dem er hemmungslos Gebrauch machte. Das frische Geld fachte in Frankreich um 1720 eine spektakuläre Hausse mit den Aktien von Laws Handelsgesellschaft, der sogenannten Mississippi Kompanie, an. Als die Aktienblase platzte, brach sowohl die Banque Royale, unter der Schuldenlast, als auch John Law, unter den nervlichen Anspannungen, zusammen. Zurück blieben Unsummen von mehr oder weniger wertlosem Papiergeld.

  2. 2.

    Die Vertreter der Currency School postulierten also einen engen Zusammenhang zwischen der Geldmenge und der Inflation, welcher bei den Monetaristen des 20. Jahrhunderts wieder auftaucht und heute als einer der Leitsätze der Geldpolitik gilt (vgl. Kap. 6). In Anlehnung an den englischen Wort für Goldbarren (bullion) nennt man die frühen Befürworter einer Geldpolitik, die auf die strikte Kontrolle der Geldmenge und damit der Inflation abzielt, auch Bullionisten . Deren Vertreter, die sich im Großen und Ganzen mit jenen der Currency School deckten, beriefen sich auf die Erfahrungen aus dem unkontrollierten Wachstum der Geldmenge nach der Französischen Revolution und der Aufhebung der Goldkonvertibilität durch die Bank of England während der Napoleonischen Kriege. Beide Ereignisse führten zu einem dramatischen Kaufkraftverlust des Papiergeldes. Siehe auch Kap. 3.2.

  3. 3.

    Der Begriff „central bank“ ist angeblich eine Schöpfung von Walter Bagehot (1826–1877) , dem ersten Herausgeber der Zeitschrift The Economist (siehe The Economist, A Survey of the World Economy, Monetary metamorphosis, 23. Sept. 1999).

  4. 4.

    Es ist eine Ironie der Geschichte, dass etwas mehr als 100 Jahre später, im Jahr 1995, die Barings Bank erneut hohe Verluste aus Investitionen an ausländischen Finanzmärkten erlitt, unter denen sie schließlich dennoch zusammenbrach. Die Barings Bank fiel letztlich einem ihrer eigenen Finanzmarkthändler namens Nick Leeson zum Opfer, der aufgrund von riskanten und unerlaubten Spekulationen in Singapur einen Verlust von 1,4 Mrd. US-Dollar angehäuft hatte. Einige Teile der bankrotten Barings Bank wurden an andere Geschäftsbanken verkauft und weiterbetrieben.

  5. 5.

    Ein bekannter Befürworter des Freibankensystems war Friedrich August von Hayek , der die Vorteile des Währungswettbewerbs in seinem im Jahr 1976 veröffentlichten Beitrag „Entnationalisierung des Geldes“ dargelegt hat.

  6. 6.

    Zurzeit gibt es weltweit ungefähr 200 Zentralbanken (gemäß dem Verzeichnis der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, BIZ). Ferner betreiben die wenigen Länder, die keine Zentralbank haben, kein Freibankensystem, sondern sind entweder planwirtschaftlich organisiert oder haben sich in Währungsfragen an andere Länder angeschlossen.

  7. 7.

    Dieses Preisverhältnis resultiert, indem 45 g Silber durch 2,9 g Gold geteilt wird, da 45/1.9 \(\approx \) 15.5. Beim Bimetallisums wird also das Tauschverhältnis zwischen Gold und Silber offiziell festgelegt, was dann problematisch werden kann, wenn erhebliche Diskrepanzen bei der Förderung (Angebot) und bei der nichtmonetären Nachfrage der involvierten Edelmetalle auftreten. Das im nichtmonetären Bereich relativ wertvollere der beiden Edelmetalle wird dann, gemäß dem Greshamschen Gesetz (benannt nach Thomas Gresham (1519–1579), der Ratgeber von Königin Elisabeth I von England war und als Gründer der Londoner Börse gilt), der monetären Verwendung entzogen. Sobald sich der relative Preis zwischen Gold und Silber vom offiziellen Preisverhältnis entfernt, besteht bei einer Doppelwährung immer die Gefahr, dass das „schlechte Geld“ das „gute Geld“ verdrängt.

  8. 8.

    Siehe Eichengreen, Barry, 2000: Vom Goldstandard zum Euro, Wagenbach, S. 20 ff.

  9. 9.

    Vgl. Obstfeld, Maurice, und Allen M. Taylor, 2004: Global Capital Markets, Cambridge University Press, Kap. 2.

  10. 10.

    Es ist deshalb nicht überraschend, dass die oben erwähnte Phase andauernder Deflation zu politischen Spannungen und zur Hinterfragung des Goldstandards in den Vereinigten Staaten führte. So prägte die Frage nach den Vor- und Nachteilen des Goldstandards beispielsweise den Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 1896. Die Deflation traf die Bauern des Westens und Südens, von denen sich viele verschuldet hatten, besonders hart, derweil für die Finanzindustrie im Nordosten der Preiszerfall mit Vorteilen verbunden war, da die Erträge aus dem Kreditgeschäft real an Wert gewannen. Infolgedessen galt William Jennings Bryan, der für eine Aufweichung des Goldstandards plädierte, als Kandidat des Westens und Südens und William McKinley, der für die Kontinuität in Währungsfragen eintrat (und die Wahl gewann), holte seine Stimmen zu großen Teilen im Osten. Siehe Mankiw, Gregory, 2011: Makroökonomik, Schäffer-Poeschel Verlag, 6. Auflage, Seiten 131–132.

  11. 11.

    Das englische Orginalzitat lautet: „We have at last free hand to do what is sensible ... I believe that the great events of the last week will open a new chapter in the world’s monetary history“. Zitiert aus: Liaquat, Ahamed, 2009: Lords of Finance, Penguin Books, S. 432

  12. 12.

    Die Abbildung basiert auf Eichengreen, Barry, 2000: Vom Goldstandard zum Euro, Wagenbach, Berlin, S. 20.

  13. 13.

    Das Bretton-Woods-System verbreitete sich freilich nur über die westliche Hemisphäre. In den Planwirtschaften des von der Sowjetunion dominierten Ostblocks herrschte ein Finanzsystem vor, bei dem der Staat über die Zuteilung von Geld, Krediten und Währungen entschied. Letztlich ging dies mit einer Verstaatlichung des gesamten Banken- und Finanzsystems einher.

  14. 14.

    Benannt nach dem amerikanischen Ökonomen Robert Triffin (1911–1993) , der dieses Problem schon 1960 in einem Beitrag Gold and the Dollar Crisis (Yale University Press) erkannt hatte.

  15. 15.

    Der Grund, warum nicht eine Inflation von 0 angestrebt wird, liegt unter anderem darin, dass die gängigen Preisindices dazu tendieren, die Teuerung leicht zu überschätzen. So misst ein Konsumentenpreisindex die Teuerung anhand eines fixen Warenkorbes und berücksichtig damit nur unvollkommen, dass Güter sich qualitativ verbessern können (was eine Preissteigerung sachlich rechtfertigen würde), oder dass Konsumenten teurere Güter teilweise durch günstigere ersetzen können. Die Überschätzung der Teuerung liegt angeblich in der Größenordnung von einem Prozentpunkt (Shapiro, Matthew, and David Wilcox, 1996: Mismeasurement in the Consumer Price Index: An Evaluation, NBER Macroeconomics Annual).

  16. 16.

    Die weiteren Kriterien betreffen die Konvergenz der Inflationsraten und der Geldmarktzinsen im europäischen Währungsraum.

Weiterfüuhrende Literatur

  • Aspekte zur Entwicklung des Zentralbankenwesens werden in der Finanzgeschichte angesprochen. Eine umfassende Abhandlung dazu ist: Kindleberger, Charles, 2006, A Financial History of Western Europe, Routledge.

    Google Scholar 

  • Die spannende Geschichte der Bretton-Woods-Konferenz wird erzählt in: Steil, Benn, 2013: The Battle of Bretton Woods: John Maynard Keynes, Harry Dexter White, and the Making of a New World Order, Princeton University Press.

    Google Scholar 

  • Eine hervorragende Abhandlung zu den historischen Währungssystemen und namentlich zum Goldstandard ist enthalten in: Eichengreen, Barry, 2000: Vom Goldstandard zum Euro, Wagenbach.

    Google Scholar 

  • Eine klassische Diskussion der Großen Depression aus amerikanischer Sicht ist zu finden in: Friedman, Milton, und Anna J. Schwartz, 1963: A Monetary History of the United States 1868–1960, Princeton University Press.

    Google Scholar 

  • Eine kurzen Überblick über die Geschichte der Zentralbank aus amerikanischer Perspektive gibt: Bordo, Michael D., 2007, A Brief History of Central Banks, Federal Reserve Bank of Cleveland.

    Google Scholar 

  • Eine lesenswerte Darstellung der Periode um die Weltwirtschaftskrise aus der Sicht der wichtigsten Zentralbanken ist: Liaquat, Ahmed, 2009: Lords of Finance, Penguin Books.

    Google Scholar 

  • Einen Überblick über die Geldpolitik in Deutschland seit der Zeit der Reichsbank liefert: Jarchow, Hans-Joachim, 2003: Theorie und Politik des Geldes, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, (Teil VIII).

    Google Scholar 

  • Für eine Übersicht über die amerikanische Währungsgeschichte siehe: Meltzer, Allan, 1989: A History of the Federal Reserve, University of Chicago Press.

    Google Scholar 

  • Zur schweizerischen Währungsgeschichte siehe: Baltensperger, Ernst, 2012, Der Schweizer Franken – eine Erfolgsgeschichte, NZZ Libro.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Nils Herger .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2016 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Herger, N. (2016). Kleine Geschichte der Zentralbanken. In: Wie funktionieren Zentralbanken?. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07876-8_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-07876-8_2

  • Published:

  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-07875-1

  • Online ISBN: 978-3-658-07876-8

  • eBook Packages: Business and Economics (German Language)

Publish with us

Policies and ethics