Zusammenfassung
Die Sanktionierung der Erregung öffentlichen Ärgernisses und exhibitionistischer Handlungen, Verbote von Nacktjogging und Live-Sex-Shows sowie Sperrgebietsverordnungen zeigen, dass Sexualität in der Öffentlichkeit eine Grenzüberschreitung darstellt, auf welche das Recht sensibel reagiert. Allerdings erweist sich die zugrunde gelegte Grenze als äußerst unscharf und hält die rechtliche Sanktionierung auf Grundlage eines neu entwickelten Konfrontationsschutzes inklusive unklarer Privatheitskonzepte der Kritik kaum stand. Ordnungsvorstellungen spielen weiterhin eine wesentliche Rolle für die Regulierung des öffentlichen Raumes, während geschlechterpolitische Implikationen der privat-öffentlich-Dichotomie wenig reflektiert und Exklusionen durch geschlechtsspezifische Gewalt, kommerziellen Sexismus sowie heteronorme Bürgerschaft kaum adressiert werden. Staatliche Regulierung des öffentlichen Raumes muss aber darauf gerichtet sein, möglichst vielen Menschen die selbst gestaltete Teilhabe zu ermöglichen, und gegen tradierte Ausschlüsse aktiv tätig werden. Maßstab rechtlicher Antworten auf Sexualität im öffentlichen Raum jenseits des Jugendschutzes sind daher Geschlechtergerechtigkeit, sexuelle Autonomie, Vielfalt und Teilhabe.
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Lembke, U. (2017). Sexualität in der Öffentlichkeit. In: Lembke, U. (eds) Regulierungen des Intimen. Geschlecht und Gesellschaft, vol 60. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11749-8_14
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