Zusammenfassung
Designtheorie operiert mit einem weiten Begriff von Design: Industriedesign, Grafikdesign, Informationsdesign, Medien- und Kommunikationsdesign sowie Architektur als Design von Lebensorten, Lebensräumen und Lebensformen. Aktivitäten auf diesen Gebieten liegen Welt- und Menschenbilder zugrunde: Vorstellungen, wie Menschen leben wollen, wie sie wahrnehmen, was sie denken und fühlen. Designtheorie ist eine hermeneutische Kulturwissenschaft. Sie rekonstruiert Erfahrungsweisen kultureller Ausdrucksgestalten. Sie hat semiotische und handlungstheoretische Aspekte, denn alle soziokulturellen Phänomene sind durch Zeichen vermittelt. Eine kritische Designtheorie rekonstruiert ihr Gegenstandsfeld als dialektisch verstandene „Gesamtkonstellation“. Deren Bestandteile sind unterschiedliche Perspektiven auf Handlungsregeln und „soziale Konflikte und Herrschaftsbeziehungen“ (Heinz Steinert). Die Begriffe einer kritischen Theorie des Designs sind deskriptiv und normativ. Beschreibungen können nur dann stimmig geraten, wenn man nicht nur nominalistisch beschreibt oder Fakten sammelt. Beschreibungen und Erklärungen werden in einer kritischen Theorie des Designs daher mit der normativen Explikation seines kontrafaktischen Möglichkeitsgehalts verbunden.
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Notes
- 1.
Die Rede von „Objekten“ hat hier den weitesten Sinn: Gegenstände, Prozesse usf. – grundsätzlich alles, worauf sich unser Erkenntnisvermögen beziehen kann.
- 2.
Im Unterschied zu naturwissenschaftlichen Theorien haben kulturwissenschaftliche und philosophische Theorien die Aufgabe, Begriffsklärungen zu leisten und vernünftig legitimierbare Bewertungen zu formulieren. Sie enthalten also einerseits explikative Diskurse mit argumentativen Begriffserläuterungen und andererseits normative Diskurse, in denen Geltungsansprüche begründet werden (Schnädelbach 1977, S. 177 ff; siehe auch ders. 2003, S. 512).
- 3.
Hier kann man auch mit Michel Foucaults Konzept der Dispositive arbeiten. Foucault verstand darunter „ein Netz aus Institutionen, Personen, Diskursen und Praktiken“, freilich nicht als unmittelbare geschichtliche Gegebenheit, sondern als gedankliche Konstruktion: nämlich „als Epochenbegriff […], der verallgemeinernde Aussagen über eine bestimmte historische Anordnung erlaubt“ (Wimmer 2013).
- 4.
Das entspricht der Bedeutung des griechischen Wortes κρίνειν: unterscheiden und mit Gründen entscheiden.
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Schweppenhäuser, G. (2016). Design und Theorie. In: Designtheorie. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12660-5_3
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