Kryosphäre

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag untersucht die Topologie globaler Kühlnetzwerke unter dem Gesichtspunkt eines modalen Machtkonzeptes. Zunächst stellen wir das integrierte Raum-Zeit-Gefüge biozentrischer Kälteinfrastrukturen als einen vernetzten Dispositionsraum und dessen Topologie vor: die Kryosphäre. Darauf folgt eine historische Rekonstruktion ihres Zustandekommens, der daran beteiligten Akteurs-Netzwerke und des sich in ihnen scheinbar zielgerichtet entfaltenden Zwecks: die umfassende Disposition, Inwertsetzung und Sicherung des Lebens. Die Kryosphäre lässt sich damit als ein zentrales Dispositiv der Biomacht beschreiben. Wie aber lässt sich das Verhältnis der umfassenden biopolitischen Strategie, die sich in der Entfaltung der Kryosphäre realisiert, zu den verteilten Akteurs-Netzwerken näher bestimmen, denen sie ihr Zustandekommen verdankt? Und wie verhält sich die enorme raum-zeitliche Handlungsmacht, die der biozentrische Technospace der Kryosphäre eröffnet, zu der umfassenden Abhängigkeit moderner Gesellschaften von der Verfügbarkeit künstlicher Kälte? Ausgehend von der Topologie global vernetzter Kälteinfrastrukturen werden am Schluss des Beitrags weiterführende machttheoretische Überlegungen angestellt.

Abstract

This contribution investigates the topology of global cooling networks from the perspective of a modal power concept. We first introduce the integrated space-time framework of biocentric cooling infrastructures as an interlinked dispositional space, as well as its topology: the cryosphere. This is followed by a historical reconstruction of its emergence, the networks of involved actors, and their seemingly purposeful development of its goal: the comprehensive disposition, valorization, and safeguarding of life. The cryosphere can thus be described as a central dispositive of biopower. But how can the relationship between the comprehensive biopolitical strategy that is realized in the elaboration of the cryosphere and the distributed networks of actors, to which it owes its existence, be described more exactly? And how does the enormous power to act in space and time that the biocentric technospace of the cryosphere opens up relate to the widespread dependence of modern societies on the availability of artificial cooling? Based on the topology of globally connected cooling infrastructures, the contribution closes with further considerations of power theory.