Skip to main content

Wege aus der Einsamkeit, soziale Interaktion innovativ denken

(Pflege)Roboter als Interaktionspartner älterer Menschen

  • Chapter
  • First Online:
Soziale Innovationen lokal gestalten

Part of the book series: Sozialwissenschaften und Berufspraxis ((SUB))

  • 5185 Accesses

Zusammenfassung

Soziale Innovation bedeutet in einer stark verkürzten Formel, dass Viele etwas anders machen und daraus eine neue gelebte Praxis entspringt. Ursachen für ein über Individualhandeln hinausgehend beobachtbar neues Verhalten gibt es mannigfaltige. In der Hauptsache liegen sie in einer Unzufriedenheit mit bestehenden Praktiken oder Lebensumständen – in einigen Fällen jedoch entsteht innovatives Handeln aus einem Leidensdruck.

Eine solche Ursache ist in den immer stärker wahrnehmbaren Folgen des demografischen Wandels zu suchen, welcher insbesondere für die Älteren zu einer individuell stark identifizierbaren Belastung wird. Aufgrund des Strukturwandels familialer Bande und individueller Lebensentwürfe, die mithin Ursache, aber auch Wirkung des demografischen Wandels sind, sind Phänomene prägnant eruierbar, welche im Kern eine Vereinsamung älterer, zunehmend weniger mobiler und auf Hilfe angewiesener Menschen bedeuten.

An diesem Punkt möchte der Beitrag anknüpfen: dieser Leidensdruck erschafft neue Phänomene sozialer Interaktionen. Der Mangel an zwischenmenschlichem Kontakt (oder in diesem Zusammenhang empfundene Hemmnisse) führen dazu, dass sich Roboter auf dem Vormarsch befinden, die älteren Damen und Herren als vollwertig akzeptierte Interaktionspartner dienen. So konnte in einer Untersuchung niederländischer Forscher analysiert werden, wie sich Ältere mit dem Pflegeroboter Alice in ihrem Alltag arrangieren. Die Ergebnisse sind erstaunlich: der Roboter Alice wird als Kommunikations- und Interaktionspartner im Alltag eingebunden, akzeptiert und als bereichernd empfunden. Neben dem Aspekt, Einsamkeit abzumildern und soziale Interaktion zu ermöglichen, bietet der Einsatz von Pflegerobotern auch für Pflegefachkräfte In Betreuungseinrichtungen vielfältige Benefits: Roboter in Gestalt von Robben-Babies bieten die Möglichkeit, Kontakt zu Demenzkranken in Pflegeeinrichtungen herzustellen.

Der Beitrag befasst sich mit der emotionalen Hinwendung zu technischen Objekten mit dem Ziel, emotionale Bedürfnisse auszugleichen und Einsamkeit zu reduzieren. Die Akzeptanz, technische Objekte als soziale Interaktionspartner anzusehen, um Bedürfnisse nach menschlicher Gesellschaft zu kompensieren, scheint sich als neue soziale Praktik zu etablieren, die insbesondere vor dem Hintergrund der vielfältigen Folgen des demografischen Wandels eine notwendige Konsequenz zu sein scheint, um den vielfach entstehenden Mangel auszugleichen, welcher sich auf Seiten der Senior_innen zeigt, aber auch die Pflegekräfte (Stichwort: Fachkräftemangel) betrifft.

Zentral wird der Aspekt sein, anhand der Beispiele des Pflegeroboters Alice und den Roboter- Robben zu zeigen, welchen Beitrag diese Technologien auf der emotionalen Ebene leisten. Daran anschließend wird dezidiert untermauert, wie hier eine soziale Innovation aus einer Mangelsituation heraus entsteht, so dass Robotertechnik mit Emotionen besetzt und als sozialer Interaktionsadressat anerkannt wird. Als leitende Fragestellung des Beitrags lässt sich die Folgende extrahieren:

Wie lässt sich am Beispiel der Akzeptanz von Robotern als Interaktionspartner im Alltag Älterer der Prozess einer sozialen Innovation nachzeichnen?

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Becker, Heidrun, M. Scheermesser, M. Früh, Y. Treusch, H. Auerbach, R. A. Hüppi und F. Meier. 2013. Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung. Zürich: vdf Hochschulverlag AG.

    Google Scholar 

  • Beck, Ulrich. 1995. Die „Individualisierungsdebatte“. In Soziologie in Deutschland. Entwicklung, Institutionalisierung und Berufsfelder. Theoretische Kontroversen, Hrsg. B. Schäfers, 185–197, Opladen: Leske + Budrich.

    Google Scholar 

  • Beck, Ulrich. 1986. Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Bengler, Klaus. 2012. Der Mensch und sein Roboter. Von der Assistenz zur Kooperation. https://www.uni-muenchen.de/studium/studienangebot/lehrangebote/ringvorlesung/rv_11_12/bengler.pdf. Zugegriffen: 02. August 2017.

  • Blättel-Mink, Birgit. 2006. Kompendium der Innovationsforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Franz, Hans-Werner. 2015. Editorial. In Sozialwissenschaften und Berufspraxis 2/15, Hrsg. Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen e. V., 155–157. Stuttgart: Lucius & Lucius.

    Google Scholar 

  • Gillwald, Kathrin. 2000. Konzepte sozialer Innovation. WZB paper: Querschnittsgruppe Arbeit und Ökologie. Berlin. http://bibliothek.wzb.eu/pdf/200/p00-519.pdf. Zugegriffen: 30. Juli 2017.

  • Hoorn, J. F., E. A. Konijn, D. M. Germans, S. Burger und A. Munneke. 2015. The in-between machine: The unique value proposition of a robot or why we are modelling the wrong things. In Proceeding of the 7th International Conference on Agents and Artifical Intelligence (ICAART) Jan. 10–12, 2015. Lisbon, Portugal, Hrsg. S. Loiseau, J. Filipe, B. Duval und J. van den Herik, 464–469, Lisbon: ScitePress.

    Google Scholar 

  • Howaldt, Jürgen, R. Kopp, und M. Schwarz. 2014. Zur Theorie sozialer Innovationen. Tardes vernachlässigter Beitrag zur Entwicklung einer soziologischen Innovationstheorie. Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Howaldt, Jürgen, und M. Schwarz. 2010. „Soziale Innovation“ im Fokus: Skizze eines gesellschaftstheoretisch inspirierten Forschungskonzepts. Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Hutter, M., H. Knoblauch, W. Rammert, und A. Windeler. 2016. Die reflexive Herstellung des Neuen. In Innovationsgesellschaft heute. Perspektiven. Felder und Fälle, Hrsg. W. Rammert, A. Windeler, H. Knoblauch und M. Hutter, 15–35. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Köhler, K., und M. Goldmann. 2010. Soziale Innovation in der Pflege – Vernetzung und Transfer im Fokus einer Zukunftsbranche. In Soziale Innovation. Auf dem Weg zu einem postindustriellen Innovationsparadigma, Hrsg. J. Howaldt und H. Jacobsen, 253–270. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Kron, Thomas und M. Horàcek. 2009. Individualisierung. Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Kruse, Andreas. 2012. Zum Hintergrund und der Bedeutung der Generali Altersstudie. In Generali Altersstudie 2013. Wie ältere Menschen leben, denken und sich engagieren, Hrsg. Generali Zukunftsfonds und Institut für Demoskopie Allensbach, 15–29, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.

    Google Scholar 

  • Kruse, Andreas. 2012. Lebenszufriedenheit aus psychologischer und gerontologischer Perspektive. In Generali Altersstudie 2013. Wie ältere Menschen leben, denken und sich engagieren, Hrsg. Generali Zukunftsfonds und Institut für Demoskopie Allensbach, 62–72, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.

    Google Scholar 

  • Li, J., W. Ju und B. Reeves. 2016. Touching an Mechanical Body: Tactile Contact With Intimitate Parts of a Human-Shaped Robot is Physiologically Arousing. https://convention2.allacademic.com/one/ica/ica16/index.php?cmd=Online+Program+View+Paper&selected_paper_id=1108290&PHPSESSID=9cnle64c37ucqnuo105rf0ggk4. Zugegriffen: 02. August 2017.

  • Li, J. und M. Chignell. 2010. ´Communication of Emotion in Social Robots through Simple Head and Arm Movements´. Springer Science & Business Media BV. https://doi.org/10.1007/s12369-010-0071-x.

  • Maier, Helmut. 2016. Grundlagen der Robotik. Berlin: VDE Verlag GmbH.

    Google Scholar 

  • Passoth, J. und W. Rammert. 2016. Fragmentale Differenzierung und die Praxis der Innovation. In Innovationsgesellschaft heute. Perspektiven. Felder und Fälle, Hrsg. W. Rammert, A. Windeler, H. Knoblauch und M. Hutter, 39–67. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Peuckert, Rüdiger. 1996. Familienformen im sozialen Wandel. Wiesbaden: Springer.

    Google Scholar 

  • Poser, Hans. 2016. Homo Creator. Technik als philosophische Herausforderung. Wiesbaden: Springer.

    Google Scholar 

  • Rajner, Nadine. 2010. Autonome Pflegeroboter in der Geriatrie – Ein Fluch oder Segen? Technologien und Wirtschaftlichkeit im Vergleich. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller.

    Google Scholar 

  • Rammert, Werner, A. Windeler, H. Knoblauch, und M. Hutter, Hrsg. 2016. Innovationsgesellschaft heute. Perspektiven, Felder und Fälle. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Reckwitz, A. 2003. Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive. Zeitschrift für Soziologie 32 (4): 282–300.

    Google Scholar 

  • Turkle, Sherry. 2011. Alone together. Why we expect more from technology and less from each other. New York: Basic Books.

    Google Scholar 

  • Verein Deutscher Ingenieure. 1990. VDI Richtlinie 2860. Montage und Handhabungstechnik. Handhabungsfunktionen, Handhabungseinrichtungen; Begriffe, Definitionen, Symbole. Düsseldorf: Verein Deutscher Ingenieure.

    Google Scholar 

  • Zapf, W. 1989. Über soziale Innovationen. Soziale Welt 40 (1/2): 170–183.

    Google Scholar 

Internetquellen

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Claudia Obermeier .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2018 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Obermeier, C. (2018). Wege aus der Einsamkeit, soziale Interaktion innovativ denken. In: Franz, HW., Kaletka, C. (eds) Soziale Innovationen lokal gestalten. Sozialwissenschaften und Berufspraxis . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18532-9_9

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18532-9_9

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-18531-2

  • Online ISBN: 978-3-658-18532-9

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics