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„Ich wär’ auch gern ein Hipster, doch mein Kreuz ist zu breit“ – Die Ausdifferenzierung der HipHop-Szene und die Neuverhandlung von Männlichkeit

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Stilbildungen und Zugehörigkeit

Part of the book series: Erlebniswelten ((ERLEB))

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Zusammenfassung

Der Beitrag diskutiert, wie sich Transformationsprozesse von Geschlecht auf Männlichkeit als Ordnungsprinzip der HipHop-Szene auswirken. Im Zuge stetiger Ausdifferenzierung kommt es dort zu verschiedenen Männlichkeitsmodellen und einer Neuverhandlung hegemonialer Männlichkeit, was am Track Hipster Hass des Gangsta-Rappers Fler exemplifiziert wird. Neben unterschiedlichen Retraditionalisierungsstrategien arbeitet die genderlinguistische Analyse dabei auch Materialitäten und Differenzkategorien heraus, die im Kontext männlicher Identitätsarbeit im gegenwärtigen HipHop relevant gesetzt werden.

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Notes

  1. 1.

    Im HipHop & Obama Reader verwendet Dagbovie diesen Ausdruck um die Tradition der Verehrung Schwarzer Idole seitens der hip-hop generation zu erklären, zu denen letztlich auch Obama zu zählen ist.

  2. 2.

    Da die jeweiligen Genregrenzen als höchst diffus gelten müssen, sind Begriffe wie ‚Spielarten‘ oder ‚Subgenres‘ stets als analytische Beschreibungskategorien zu verstehen. Zum Problem gegenwärtiger „Labelungen und Sortierungslogiken“ im Rap vgl. auch Dietrich (2016, S. 7 f.).

  3. 3.

    So zum Beispiel den Studenten-Rapper, oder auch den sog. Rucksack-Rapper (zu letzterem vgl. Dietrich 2015, S. 295–299).

  4. 4.

    In den USA tauchte der Begriff hipster rap (auch hipster hop) erstmals um 2008 auf. Die Rapper Cro, Casper und MC Fitti lassen sich sehr unterschiedlichen Rap-Spielarten zuordnen. Während sich ersterer selbst im Bereich Pop-Rap verortet, ließe sich Caspers Musik am ehesten mit den Begriffen ‚Message‘/‘Crossover‘- oder ‚Emo‘-Rap umschreiben. MC Fitti gilt vielen als Idealtypus des Hipster-Rappers und steht v. a. für Entertainment und Unernst.

  5. 5.

    Bourdieu (2016, S. 132 ff.) nimmt an, dass sich der männliche Habitus innerhalb der sog. ‚ernsten Spiele des Wettbewerbs‘ herausbildet, deren kompetitive Logik sämtlichen gesellschaftlichen Macht feldern zugrunde liegt.

  6. 6.

    Trap ist ein bass- und beatlastiges Subgenre, das sich aus verschiedenen Rap-Stilrichtungen im Süden der USA entwickelt hat und bis in die 1980er Jahre zurückreicht. Seit ca. 2012/2013 ist es auch in Deutschland sehr prominent. Als Merkmale des Trap gelten u. a. ‚stotternde‘ Hi-Hats, der Einsatz von Synthesizern, sowie das ‚Herunterpitchen‘ der Vocals. Inhaltlich bedienen die Texte ähnliche Topoi wie jene des Straßen- oder Gangsta-Rap.

  7. 7.

    Vorwürfe, von denen sich Fler stets scharf distanzierte und stattdessen auf eine Kontextualisierung im Rahmen des HipHop verwies: Seine Positionierung als Deutscher sei mit einer Form der Solidarisierung mit Minderheiten vergleichbar. Da die von Fler bedienten Subgenres Gangsta-/Straßen-Rap als größtenteils migrantisch dominiert gelten können, fühle sich der ‚biodeutsche‘ Berliner Fler als Angehöriger einer Minderheit im deutschen Rap.

  8. 8.

    Zum Musikvideo Hipster Hass von Fler auf der online-Plattform Youtube, siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=xCQwrOVxA74 (zuletzt aufgerufen am 07.02.2018).

  9. 9.

    „Schieße auf Veganer nach dem Yoga, Gangsta Fler“ bzw. „Du machst auf Öko, rede nicht Korinthenkacker“.

  10. 10.

    „Ich wär auch gern ein Hipster, doch mein Kreuz ist zu breit“.

  11. 11.

    MC Flizzy ist ein Alias von Fler.

  12. 12.

    Diese als widersprüchliches Eingeständnis lesbare Aussage ist eine Referenz auf Flers Track ‚Carlo Cokxxx Nutten‘ aus dem Jahr 2002 Die dort bereits getätigte Aussage ‚Stress ohne Grund‘ gelangte durch einen gleichnamigen Track der Rapper Bushido und Shindy aus dem Jahr 2013 zu höherer Bekanntheit.

  13. 13.

    Wie fortgeschritten die Ästhetisierung des HipHop in Bezug auf das Kleidungsstück Hose ist, hat Ege (2013) am Beispiel der Picaldi-Jeans herausgearbeitet. So avancierte v. a. das Modell ‚Zicco‘ zu einem wichtigen männlichen Identitätszeichen unter Berliner Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die als ‚prollig‘ etikettierte Jeans unterscheidet sich von der Baggy durch einen taillierten Sitz, weit geschnittene Oberschenkel und einen nach unten eng zulaufenden Saum (Karottenschnitt). Dadurch wird insgesamt ein muskulöser, massiger Körperbau betont (resp. evoziert). Da sowohl Baggy als auch Picaldi-Jeans mit Maskulinität assoziiert werden können und der Hosenstil des Berliners Fler im Musikvideo nicht eindeutig identifizierbar ist, wird sich bei der Analyse auf die Baggy als Männlichkeitsmarker bezogen.

  14. 14.

    z. B. „stürmen“, „schießen“, „Massaker“, „Knarre“.

  15. 15.

    z. B. „besser lauf“, „geh zurück“.

  16. 16.

    So wird er auf der Textebene etwa ‚gefickt‘ und ‚gegangbangt‘.

  17. 17.

    Flers Deutschtümelei ist an dieser Stelle im Rahmen seines Gesamtwerks zu kontextualisieren, da er sich hier auf ein bis dato erarbeitetes und kontrovers diskutiertes Image als Deutscha Bad Boy bezieht.

  18. 18.

    Frank White ist ein Alias von Fler und eine popkulturelle Referenz auf den weißen Drogenbaron Frank White aus dem Mafiafilm King of New York. Auch der verstorbene US-Rapper The Notorious B.I.G. benutzte diesen Alias.

  19. 19.

    Für Streeck (2002, S. 538) verbinden sich im HipHop/Rap „‚postmoderne‘ Methoden der Identitäten-Montage mit einem ‚vormodernen‘ Identitätsmodell“.

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Abbildungsverzeichnis

  • Bei den Abbildungen handelt es sich um Screenshots des Musikvideos Hipster Hass von der Online Plattform Youtube. Ein Link zum Musikvideo findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=xCQwrOVxA74 (zuletzt aufgerufen am 12.02.2018).

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Süß, H. (2019). „Ich wär’ auch gern ein Hipster, doch mein Kreuz ist zu breit“ – Die Ausdifferenzierung der HipHop-Szene und die Neuverhandlung von Männlichkeit. In: Böder, T., Eisewicht, P., Mey, G., Pfaff, N. (eds) Stilbildungen und Zugehörigkeit. Erlebniswelten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21661-0_2

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