Zusammenfassung
Mit der Selbstenttarnung des NSU im November 2011 mussten rechte Gewalt und rechter Terror als solche wahrgenommen werden. Die Selbstenttarnung lässt sich als radikales Ereignis im Foucaultschen Sinne beschreiben, über das Deutungen rechter Gewalt und des gesellschaftlichen Umgangs damit retrospektiv und prospektiv neu verhandelt werden. Auf der Basis von kurzen und damit unvollständigen Spotlights auf Erinnerungsereignisse der 1990er Jahre – wie beispielsweise die Anschläge in Mölln und Rostock-Lichtenhagen – beschreibe ich die vielschichtigen und widersprüchlichen Dynamiken, die sich in der Aushandlung der Deutung von rechter Gewalt und der Erinnerung an die Opfer feststellen lassen. Dabei nehme ich Bezug auf die Idee der Performativität des Erinnerns (doing memory) und richte damit den Blick auf Prozesse der Aushandlung des Sozialen Gedächtnisses. Wichtig ist mir dabei, die Position der Opfer besonders zu berücksichtigen. Da es sich bei diesen Aushandlungen um machtvolle Dynamiken handelt, schlage ich eine machtkritische Perspektive vor, die sich aus diskursanalytischen, hegemonie- und anerkennungstheoretischen Ansätzen speist.
Abstract
In November 2011 the Nationalsocialist Underground was uncovered by its members themselves. Since then, right wing terror and right wing violence needed to be taken seriously into account. This uncovering can be seen as a radical event in Foucault’s sense of the word, which means interpretations and narratives of right wing violence changed and discourses tend to be re-negotiated – also in retrospective. Based on different events of right wing violence since the beginning of the 1990s I analyze the complex and conflicting dynamics of narratives regarding right wing violence as well as the representations and the memory of victims within those narratives. In my analysis I refer to the performativity of memory (doing memory), which implies a focus on construction practices of memory discourses and the dynamics of power they include. On a theoretical level I refer to concepts of discourse analysis as well as theories of hegemony and recognition.
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Fischer, G. (2019). Verwerfungen der Betrauerbarkeit – Aushandlungen des Gedenkens. In: Dimbath, O., Kinzler, A., Meyer, K. (eds) Vergangene Vertrautheit. Soziales Gedächtnis, Erinnern und Vergessen – Memory Studies. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22231-4_4
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