Zusammenfassung
Auf der Grundlage zweier qualitativer Studien, in denen das Reden von (weder aus prekären oder bildungsfernen, noch aus spezifisch rechtsradikalen Milieus kommenden) „Durchschnittsbürgern“ über Juden, Muslime, EU-Migranten, Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion und Asylbewerber mithilfe von Gruppendiskussionen untersucht worden ist, arbeitet die Autorin das Ressentiment als einen besonderen Modus des Umgangs mit negativen Befindlichkeiten heraus. Der Beitrag führt nicht nur die Spezifika vor Augen, die das Ressentiment im Rahmen von Stigmatisierungsprozessen und in Bezug auf die Thematisierung von Ungerechtigkeitsgefühlen besitzt. Er zeigt auch, wie das Radikalisierungspotential des Ressentiments sich Gefühle und Gedanken deutend aneignet, potentielle >Mithasser und Mitverächter< für sich zu gewinnen vermag und dieselbe vergiftete und vergiftende Pseudokritik generiert, die auch den Rechtspopulismus befeuert. Wenn Akteure ein Ressentiment in Anschlag bringen, dann, so lässt sich im Hinblick auf Ungleichheitskonflikte in Europa schlussfolgern, versuchen sie jeder Form von Konfliktbearbeitung entgegenzuwirken.
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Literatur
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Ranc, J. (2019). „Ich fühl’ mich so verweigert“. In: Eigmüller, M., Tietze, N. (eds) Ungleichheitskonflikte in Europa. Europa – Politik – Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22245-1_10
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