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Soziale Arbeit als ‚art of composition‘ – Zur konventionsbasierten Regulierung von Übergängen von der Schule in Ausbildung in Motivationssemestern

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Bildung und Konventionen

Part of the book series: Soziologie der Konventionen ((SOZKON))

Zusammenfassung

In diesem Artikel wird das Potenzial der Economie des conventions (EC) für die Analyse von alltagspraktischem Handeln in pädagogischen Organisationen beschrieben. Auf der Basis einer exemplarischen Analyse der Umsetzungspraxis einer Übergangsmaßnahme für ausbildungsplatzsuchende Schulabgänger in der Schweiz wird gezeigt, dass Akteure in pädagogischen Organisationen mit einer Vielzahl von widersprüchlichen Handlungslogiken konfrontiert sind, mit denen auf der Ebene der Interaktion mit Klienten umgegangen werden muss. Mit der EC können diese Spannungsfelder als kritische Spannungen zwischen unterschiedlichen Wertordnungen und Arten der Beurteilung konzipiert werden, welche in konkreten Handlungssituationen aufeinandertreffen. Anhand von zwei kritischen Handlungssituationen wird gezeigt, wie Akteure in Übergangsmaßnahmen angesichts pluraler konventioneller Arrangements institutionelle Widersprüche situativ aushandeln. Diese situative Koordination unterschiedlicher Evaluationslogiken im adressatenbezogenen Handeln kann mit der EC als ‚art of compositionʻ kompetenter Akteure beschrieben werden.

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Notes

  1. 1.

    Ich bedanke mich herzlich bei Hauke Straehler-Pohl, Phillip Gonon, Christian Imdorf und Regula Julia Leemann für die hilfreichen Anmerkungen und Kommentare zur Überarbeitung des Textes.

  2. 2.

    Leistungsvereinbarungsvertrag zwischen Motivationssemester und der Abteilung Logistik Arbeitsmarktliche Maßnahmen des Kantons.

  3. 3.

    Sacchi und Meyer (2016) verwenden jedoch Daten der Schweizer TREE-Studie zu Übergängen in den frühen 2000er-Jahren. Aktuelle repräsentative Erhebungen, die jenseits administrativer Daten einen Rückschluss auf die Anzahl ausbildungsloser Schulabgänger zulassen, sind nur bedingt verfügbar. Daten des sogenannten Lehrstellenbarometers lassen jedoch den Rückschluss zu, dass die Zahl von Schulabgängern ohne Anschlusslösung in der Schweiz rückläufig ist.

  4. 4.

    Brückenangebote schließen neben den durch die Arbeitslosenversicherung des Bundes finanzierten „Motivationssemestern“ auch kantonale, meist schulisch orientierte Übergangsmaßnahmen sowie einen geringen Anteil von durch private Anbieter bereitgestellte Angebote mit ein.

  5. 5.

    Imdorf (2011) hat mit Mitteln der EC aufgezeigt, dass die für die Vergabe von Ausbildungsplätzen bedeutsamen Welten keineswegs auf die marktliche oder industrielle Welt beschränkt sind. Die Größe von AusbildungsplatzbewerberInnen wird in der Rekrutierungspraxis auch durch die Erwartungen der häuslichen Welt (in der sich deren Wertigkeit an deren Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Charakter bemisst) oder aber der Welt der Inspiration (bei welcher etwa die Motivation und Berufung der Personen zu Größe führt) mitbestimmt, die als Selektionskriterien zum Tragen kommen.

  6. 6.

    Leistungsvereinbarungsvertrag zwischen dem untersuchten Motivationssemester und der Abteilung Logistik Arbeitsmarktliche Maßnahmen‘ des Amtes für Wirtschaft des Kantons.

  7. 7.

    Aufgrund des schweizerischen Bildungsföderalismus unterscheiden sich die Schulsysteme der Kantone zum Zeitpunkt der Studie erheblich. In Kantonen, in denen ein dreigliedriges Sekundarschulsystem existiert, entspricht die Schule mit Grundansprüchen am ehesten der deutschen Hauptschule.

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Dahmen, S. (2019). Soziale Arbeit als ‚art of composition‘ – Zur konventionsbasierten Regulierung von Übergängen von der Schule in Ausbildung in Motivationssemestern. In: Imdorf, C., Leemann, R., Gonon, P. (eds) Bildung und Konventionen. Soziologie der Konventionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23301-3_14

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