Zusammenfassung
Thematisch untersucht werden charakteristische Szenen in Homers „Ilias“ (die Befragung der Goldenen Waage, Hektors Abschied von Andromache) ebenso wie gnometrächtige Oden von Pidars Chorlyrik (vorzüglich die Theia-Ode und die 8. Pythie) mit dem Ziel, ein Maß menschlichen Sterblichseins überhaupt freizulegen – wenn man frühgriechisches Denken aus der Klammer der platonischen Dichterkritik löst. In der „Ilias“ erfüllt sich das Maß der Aristie, der Beste zu sein vor allen, im Erwerb von ehrenden Ehrengaben und von unsterblichem Ruhm. Das ist angesichts seines ihm zugeteilten Untergangs Hektors letzter Wille: „Wenn ich nur ehrlos nicht, nicht ruhmlos sterbe“ (Il 22, 304). In Pindars formenreicher Chorlyrik findet sich ein rettendes Maß (der untergehenden Dorischen Adelsethik) im Proömium der Theia-Ode ins Wort gebracht. Wer ganz im göttlichen Glanz von Ehre und Ruhm erblüht, der trachte nicht danach, Zeus zu werden. „Sterbliches Sterblichen geziemt“ (5. Isthmische Ode 16). Und die 8. Pythie schließt das Schaffen Pindars mit dem berühmtesten Sinnspruch über das vieldeutige Schattenwesen des Menschen. Hölderlin hat treffend übersetzt: „Tagwesen – der Schatten Traum sind Menschen“. Gesetzt nun, die metaphysischen Erhebungen der Sterblichkeit und Unsterblichkeit sind heute außer Kraft, dann geben Weisungen frühgriechischen Denkens vieles neu zu erwägen.
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Literatur
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Janke, W. (2019). Unsterblicher Ruhm der Sterblichen. In: Bachmann, V., Heimann, R. (eds) Grenzen des Menschseins. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27166-4_3
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