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Ṣalīl al-Ṣawārim: Ein Nashīd und seine Aneignungen

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  • First Online:
Propaganda des „Islamischen Staats“

Part of the book series: Aktivismus- und Propagandaforschung ((AKPRO))

  • 1908 Accesses

Zusammenfassung

Der Beitrag gibt anhand des Beispiels Ṣalīl al-Ṣawārim einen Überblick über die Nutzung von Anāshīd durch Gruppierungen wie den sogenannten Islamischen Staat (IS). Zudem wird verdeutlicht, wie Online-User*innen der IS-Doktrin in Form von selbst produzierten audiovisuellen Aneignungen entgegnen und dadurch letztlich kulturellen Widerstand gegen den IS selbst üben.

Wir sind Marius Botzenhart, Gitarrist, Tontechniker und guter Freund, zu tiefstem Dank verpflichtet, der einen maßgeblichen Beitrag für diesen Artikel leistete, indem er generelle Musikfragen beantwortete, wann immer dies nötig war. Wir wollen des Weiteren unseren Kollegen Majd Alkatreeb für seine Hadith-Recherchen und Übersetzungshilfen sowie Yorck Beese und Mirko Scherf danken, die ihre Gaming-Expertise mit uns teilten. Zu guter Letzt danken wir Scott Havener dafür, dass er uns auf ein Dokument aufmerksam machte, welches das Verhältnis des IS zu Musik ausdrückt.

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Notes

  1. 1.

    Ein Munshid ist der Sänger eines Nashīds (= Gesang, Hymne).

  2. 2.

    Wir benutzen die Wendung ‚sogenannter Islamischer Staat‘, um den Titel der Gruppierung als eine Selbstbezeichnung mit selbst zugeschriebener religiös-politischer Legitimation auszuweisen. Dies gilt auch für die nachfolgende Verwendung der Abkürzung ‚IS‘.

  3. 3.

    Der Einfachheit halber benutzen wir die Bezeichnungen IS-Nashīd und IS-Anāshīd für alle Anāshīd, die vom IS oder dessen Vorgänger Islamischer Staat in Irak und al-Shām (ISIS) produziert wurden.

  4. 4.

    Diese eigene Definition ist angelehnt an Hayley A. Rowe (2011): „Appropriation refers to the act of borrowing or reusing existing elements within a new work. Post-modern appropriation artists, including Barbara Kruger, are keen to deny the notion of ‘originality’. They believe that in borrowing existing imagery or elements of imagery, they are re-contextualising or appropriating the original imagery, allowing the viewer to renegotiate the meaning of the original in a different, more relevant, or more current context.“ Auch wenn wir Krugers Kritik am Konzept der ‚Originalität‘ nachvollziehen können, halten wir an ihm fest, betrachten es aber eher als eine Frage der Perspektive denn als Bewertungskriterium für Kreativität.

  5. 5.

    In einem kommenden Beitrag mit dem Titel Contested Chants: The Nashīd Ṣalīl al-Ṣawārim and its Appropriations werden wir uns detaillierter mit weiteren Strategien audiovisueller Aneignungen von Ṣalīl al-Ṣawārim befassen (vgl. Dick und Fuhrmann in Vorb.).

  6. 6.

    Große Teile des folgenden Abschnitts zur Etymologie und Geschichte der Anāshīd wurden bereits in dem Artikel The Sounds of the Shuhadāʾ: Chants and Chanting in IS Martyrdom Videos veröffentlicht (vgl. Dick 2019). Für diesen Artikel wurden kleine Änderungen vorgenommen.

  7. 7.

    Unter dem Begriff Sufismus werden verschiedene asketische und mystische Strömungen innerhalb des Islam gefasst.

  8. 8.

    Der Begriff Salafismus wird zur Bezeichnung bestimmter Strömungen des sunnitischen Islam verwendet, welche die Rückbesinnung auf die Anfänge des Islam anstreben, gleichzeitig aber moderne politische Entwicklungen für sich vereinnahmen (vgl. Biene 2015). Der Wahhabismus bezeichnet die vor allem in Saudi-Arabien verbreitete Form eines politischen Salafismus.

  9. 9.

    Das verwendete arabische Wort lautet maʿāzif (Singular: miʿzaf).

  10. 10.

    ‚Singen‘ ist hier eine Übersetzung des arabischen Wortes ghināʾ, das inzwischen generisch für jegliche Form von säkularer Kunstmusik verwendet wird (vgl. Shiloah 1995, S. 5).

  11. 11.

    Muʾassasat Ajnād li-l-Intāj al-Iʿlāmī (2013).

  12. 12.

    Übersetzung von Alexandra Dick.

  13. 13.

    Der Begriff Hadith bezeichnet die Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des Propheten Muhammad sowie seiner Billigung von Handlungen Dritter. Zusammen mit dem Koran bilden diese den Hauptorientierungsrahmen im Islam (vgl. Speight 2019).

  14. 14.

    Für eine Analyse der theologischen Referenzen von in IS-Märtyrervideos verwendeten Anāshīd siehe Dick (2019).

  15. 15.

    Die Noten von Maqām al-Faraḥfazā und der natürlichen f-Moll-Tonleiter sind F, G, As, B, C, Des, Es. Bei Ṣalīl al-Ṣawārim kommt in einem Zwischenteil, welcher die Strophe mit dem Refrain verbindet, die Note Ges hinzu, wodurch eine eigenwillige Harmonie entsteht.

  16. 16.

    Zur vertiefenden Lektüre empfehlen wir in diesem Zusammenhang Islamic State: The Digital Caliphate (Atwan 2015).

  17. 17.

    Näheres zum Aufkommen von UGC kann dem von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichten Bericht Participative Web: User-generated Content (2007) entnommen werden.

  18. 18.

    Wir benutzen die englischen Begriffe Race und Gender, um auszudrücken, dass es sich hierbei um soziale Zuschreibungen und nicht etwa um biologische Merkmale handelt.

  19. 19.

    Verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=7bWI0J7Kxok. Zugegriffen: 01.10.2019. Der Begriff Cover wird in der Videobeschreibung selbst gewählt; er entspricht im Deutschen etwa dem der ‚Coverversion‘.

  20. 20.

    „Ich fragte, ob ich ein Lied im Musikunterricht spielen dürfte. Der Lehrer ließ mich ans Klavier und ich begann, dieses Lied zu spielen.“

  21. 21.

    „Hört auf damit! Klaviere sind haram! XD“; „Mein Klavier versucht, mich zu enthaupten ….ist das normal?“; „Mein Klavier ist gerade explodiert“ – Die Autorinnen sind sich der Brutalität des IS vollkommen bewusst und distanzieren sich entsprechend vom Inhalt dieser Kommentare.

  22. 22.

    Von YouTube entfernt: https://www.youtube.com/watch?v=Ft071uT3hfM.

  23. 23.

    Wir haben die Transliteration wa-darb al-qitāl (s. Punkt 3) leicht verändert, um die Phonetik des Arabischen auszudrücken, die hier zentral ist.

  24. 24.

    Diese Schreibweise entspricht der des Videos.

  25. 25.

    Verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=JZeT1XVr3R8. Zugegriffen: 01.10.2019. Der im Titel verwendete Begriff Dār al-Salām („Haus des Friedens“) bezeichnet, ebenso wie Dār al-Islām („Haus des Islam“), Gebiete mit islamischer Führung und Rechtsprechung, in Abgrenzung zu Gebieten, die Teil von Dār al-Ḥarb („Haus des Krieges“) sind (vgl. Albrecht 2016). Der IS und andere jihadistische Gruppierungen nutzen diese Unterscheidung zur Legitimierung militärischer Unterwerfung (vgl. Funke 2018).

  26. 26.

    Eine ausführliche Beschreibung eines Videos mit demselben Meme wird in Kürze bei Fuhrmann, Pfeifer und Wevers (in Vorb.) zu finden sein.

  27. 27.

    Vgl. zu Videogenres auch den Beitrag von Bernd Zywietz in diesem Band.

  28. 28.

    Der Harlem Shake war vor ein paar Jahren ein beliebtes Tanz-Meme (vgl. dazu u. a. Lotan 2013).

Literatur

Jihadistische Materialien

  • al-Awlaki, A. (2009). 44 Ways to Support Jihad. Victorious Media [Text].

    Google Scholar 

  • Muʾassasat al-Furqān. (2014). Ṣalīl al-Ṣawārim, Teil 4 [Video].

    Google Scholar 

  • Muʾassasat al-Furqān. (2014). ʿAlā Minhāj al-Nubūwwa [Video].

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  • Muʾassasat Ajnād li-l-Intāj al-Iʿlāmī. (2013). Ummatī Qad Lāḥa Fajrun [Nashīd].

    Google Scholar 

  • Muʾassasat Ajnād li-l-Intāj al-Iʿlāmī. (2014). Ṣalīl al-Ṣawārim [Nashīd].

    Google Scholar 

Video- und Filmografie

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Fuhrmann, LD., Dick, A. (2020). Ṣalīl al-Ṣawārim: Ein Nashīd und seine Aneignungen. In: Zywietz, B. (eds) Propaganda des „Islamischen Staats“. Aktivismus- und Propagandaforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28751-1_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-28751-1_5

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-28750-4

  • Online ISBN: 978-3-658-28751-1

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