Zusammenfassung
Eine systematische Ausarbeitung der Prävention von Depressionen gibt es bisher nicht, weder auf der Ebene medizinischer Technologien noch auf der Ebene medizinisch verordneter allgemeingültiger Lebens- und Verhaltensregeln. Dies liegt ebenso an den Depressionen wie an der Medizin. Es ist nämlich nicht möglich, die vielfältigen Schattierungen menschlichen Depressiv-Seins unterschiedslos auf Krankheit zu reduzieren. Vielmehr sind die mannigfaltigen Depressionsweisen allgemein-menschliche Ausdrucksmöglichkeiten, gehören zum Menschsein und sind daher nicht ohne weiteres kurativ oder präventiv aus der Welt zu schaffen. Dies ist weder möglich noch erlaubt. Die am Naturwissenschaftsmodell des 19. Jahrhunderts orientierte Psychiatrie, die z.T. auch heute noch meinungsbildend ist, versuchte die Erscheinungsweisen der Depressionen in medizinische Krankheitseinheiten zu fassen, wie dies die somatische Medizin mit den körperlichen Krankheiten macht. Die außerordentliche Komplexität der Depressivität des Menschen verbietet ihre restlose Objektivierung in Krankheitseinheiten, was die Aufstellung von Präventionsstrategien zur Vermeidung von Depressionen zumindest erschwert. Um dennoch zu präventiven Ansätzen bei Depressionen zu kommen, was durchaus möglich ist, bedarf es zunächst der Erarbeitung eines Denkmodells für Depressionen, das die Entwicklung präventiver Überlegungen erlaubt. Anschließend werden die vorliegenden epidemiologischen Befunde gesichtet. Beide Wege werden uns danach erlauben, die heute schon möglichen präventiven Überlegungen zu entwickeln.
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Dörner, K., Netz, P. (1993). Ansätze zur Prävention der Depression. In: Allhoff, P., Flatten, G., Laaser, U. (eds) Krankheitsverhütung und Früherkennung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-08215-7_25
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