Zusammenfassung
Persönlich begegnen sich Patient und Analytiker i. allg. zum ersten Mal bei der Begrüßung im Wartezimmer. Beide haben sich aufgrund ihrer Erwartungen schon ein mehr oder weniger vages Bild voneinander gemacht. Für die folgenden Überlegungen stellen wir uns einen Patienten vor, der sich telefonisch oder schriftlich angemeldet hat. Er hat seine Probleme kurz erwähnt oder einen langen Lebenslauf geschrieben, um die Dringlichkeit einer Konsultation zu betonen. Vielle icht hat er auch seine Zweifel und Hoffnungen ausgedrückt, daß der lange hinausgeschobene Entschluß nun bald in eine erfolgreiche Behandlung seiner chronischen Symptomatik einmünden und er als Patient gerade von diesem Analytiker, über den er schon Gutes gehört hatte, angenommen werden würde. Dem Anmelde- und Überweisungsmodus, dem Inhalt des Briefes und seiner Form hat der Analytiker bereits viel über die Lebenssituation des Patienten in spe entnommen. Bereits vor der ersten Begegnung sind also Prozesse von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand in Gang gekommen, und in Erwartung des ersten Gesprächs hat unser fiktiver Patient in der vorausgegangenen Nacht von einem Haus geträumt, dessen Ähnlichkeit mit dem Gebäude, in dem sich die Praxis des Analytikers befindet, ihm selbst beim Aufwachen aufgefallen war. Auch der Analytiker hatte bei sich Anzeichen bemerkt, die zu einer positiven Gegenübertragung im weiteren Sinn des Wortes gezählt werden könnten.
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Thomä, H., Kächele, H. (1996). Das Erstinterview und die Dritten im Bunde. In: Lehrbuch der psychoanalytische Therapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09564-5_6
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