Der Fetthärtungsprozeß

Zusammenfassung

Die wichtigste unter den auf Fette angewandten Synthesen bildet die in den letzten Jahren in die Industrie eingedrungene Hydrogenisierung oder Härtung der Fette. Zwar hatte das Problem, die Fettsäuren vom Typus C_nH_2n−2O₂, in solche vom Typus C_nH_2nO₂ durch Anlagerung von Wasserstoff überzuführen, schon seit geraumer Zeit die Chemiker beschäftigt, ohne daß dessen Lösung befriedigend gelungen wäre¹; daß aber die Überführung der Säuren C_nH_2n−2O₂, C_nH_2n−4O₂, C_nH_2n−6O₂ und sogar C_nH_2n−8O₂ in solche vom Typus C_nH_2nO₂ technisch glatt gelingen könnte, erschien trotz gelegentlich auftauchender Patentanmeldungen den meisten Chemikern als Utopie, obgleich die experimentelle Reduktion im Laboratorium bereits im Jahre 1874 gelungen war. In diesem Jahre fand nämlich Guido Goldschmiedt im Öle des schwarzen Senfsamens Erucasäure C₂₂H₄₂O₂ und Behensäure C₂₂H₄₄O₂. Es gelang ihm nicht nur, erstere durch Erhitzen mit Jodwasserstoff und Phosphor im zugeschmolzenen Rohr in Behensäure, sondern 2 Jahre später auf analoge Weise auch die Ölsäure C₁₈H₃₄O₂ in die Stearinsäure C₁₈H₃₆O₂ überzuführen. Dnrch diese, im Wiener Universitätslaboratorium ausgeführte Reduktion hat sich Goldschmiedt das Verdienst erworben, der erste gewesen zu sein, welcher Fettsäuren gehärtet hat².