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Zusammenfassung

Eine Reihe von Nachrichten weist darauf hin, dass die Erfindung der Spiegeltelescope einer älteren Zeit angehört, als die der Fernröhre, obwohl man in vielen Büchern der Meinung begegnet, class sie erst nach der Erfindung derselben construirt worden seien, und insonderheit der Newton’schen Ansicht, dass die Achromasie der Linsen nicht zu erreichen sei, ihren Ursprung verdankten. Diese letztere Ansicht ist indessen falsch, wie dies daraus hervorgeht, dass man schon frühzeitig eine grosse Fertigkeit und Geschicklichkeit in der Herstellung der Hohlspiegel aus Metall erlangt hatte. Es ist bekannt, dass man die Erfindung und Anwendung der Spiegel schon dem Archimedes zuschreibt, der bei der Belagerung von Syracus die feindlichen Schiffe damit in Brand gesetzt habe. Allein es ist diese Nachricht sehr zu bezweifeln, da sich in den Nachrichten jener Zeiten grosse Uebertreibungen bemerklich machen. In dem „Hippias“ des Lukianos und bei Galenos finden wir zuerst die Mitteilung, dass Archimedes die römische Flotte in Brand gesteckt habe. Beide reden von „pyria“, d. h. Zündstoff, den Archimedes auf die römischen Schiffe geschleudert habe, und nur Galenos spricht davon in einer Weise, welche die Vermutung von Hohlspiegeln aufkommen lässt. Berichte über die Belagerung von Syracus finden wir bei Polybios, Plutarch und Livius. Der erstere ist wenige Jahre nach der Zerstörung von Syracus geboren, also zu einer Zeit, wo die Erinnerung daran noch eine sehr lebhafte sein musste. Allein er erwähnt an keiner Stelle etwas davon, dass Archimedes die Schiffe angezündet habe, und dies noch dazu vermittelst der Hohlspiegel. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte man gewiss zu seiner Zeit noch mit Bewunderung davon gesprochen, und auch er würde es in seinen Werken sicher erwähnt haben. Allein man findet nichts. So erweckt dieses Schweigen eines, wie man sagen kann, Zeitgenossen der Zerstörung von Syracus gerechtes Misstrauen gegen die Mitteilungen von Lukianos und Galenos, welche vier Jahrhunderte später lebten. Die erste ausdrückliche Erwähnung von Hohlspiegeln findet sich bei Anthemios, der im 6. Jahrhundert unter dem Kaiser Justinian I. lebte. In seinem Werke: „Mechanische Paradoxen“ erklärt er es für unmöglich, dass man auf eine grössere Distanz als Bogenschussweite vermittelst der Hohlspiegel noch zünden könne, und wenn Archimedes dies gethan habe, so müsse er sich einer Combination ebener Spiegel dazu bedient haben. Er beschreibt darin auch ganz ausführlich eine solche Combination und giebt die Zahl der dazu nötigen Spiegel durch Rechnung an. Zonaras aus dem 12. Jahrhundert erzählt, Archimedes habe die Schiffe der Römer dadurch in Brand gesteckt, dass er „Spiegel gegen die Sonne hielt und mit diesen die Strahlen auffing, vermöge ihrer Dichtigkeit und ihrer Glätte entzündeten diese die Luft, wodurch eine grosse Hitze entstand, welche auf die Schiffe geworfen, diese entzündete“. Er erzählt ferner, dass Proklos, der unter Anastasios (491–518) lebte, bei der Belagerung von Konstantinopel die Flotte des Vitalianus auch mittelst Hohlspiegel verbrannt hätte. Er habe, ähnlich wie Archimedes, die Spiegel an die Stadtmauer den Schiffen gegenüber aufgehängt. Als nun die Sonnenstrahlen auf den Spiegel fielen, schoss ein Lichtstrahl wie ein Blitz heraus und entzündete die feindlichen Schiffe.

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© 1886 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Servus, H. (1886). Geschichte der Spiegelteleskope. In: Die Geschichte des Fernrohrs bis auf die neueste Zeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-33230-6_4

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