Zusammenfassung
„Es ist mehr daran gelegen, daß das Volk nach grüner Seife rieche, als daß Der und Der, Die und Die nach französischen Parfüms und Essenzen duste,“ Dieser Aus spruch, welchen Raabe in seinem vortrefflichen Romane „Die Leute vom Walde“ thut, erscheint uns nicht minder werthvoll, als die durch unablässiges Citiren fast sprüchwörtlich gewordene Bemerkung Liebig’s, daß sich der Kulturzustand eines Volkes nach dem Verbrauch an Seife bemessen lasse. Es bedarf nun freilich für jeden Einzelnen von uns nicht erst der Berufung auf Autoritäten, un den Satz von der Reinlichkeit als einen natürlichen Grundparagraphen der Lehre vom Wohlbefinden zu verstehen, indessen werden dergleichen Gesichtspunkte in ihrer Allgemeinheit sehr häufig noch nicht genug gewürdigt und darunter leiden dann auf empfindliche Weise die Schichten der Bevölkerung, welche Dasjenige als nebensächlich zu betrachten gewohnt sind, was nicht geradezu auf die Erhaltung des Lebens von einem Tage zum anderen sich bezieht. Unter den Begriff „Unreinlichkeit“ gehört aber im großen Ganzen viel mehr als Schmuz an Fingern und Flecken in den Kleidern u. dergl. Schlechte Luft, enge, feuchte Wohnungen, ärmliche Beleuchtung, Mangel an gutem Wasser hängen damit auf das Jnnigste zusammen; das Eine verschwindet mit dem Anderen, wie das Eine durch das Andere bedingt wird, und deswegen ist das Liebig’sche Wort nicht ein Paradoxon, ch hat vielmehr eine viel umfassendere Bedeutung, als auf den ersten Blick erscheint.
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v. Hamm, W., Schwartze, T., Wagner, H., Zöllner, J. (1878). Die Seifensiederei und Kerzenfabrikation. In: Die Chemie des täglichen Lebens. Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien, vol 5. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34091-2_11
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